Eine Uhr fürs Leben, Silberbesteck oder ein gravierter Füllfederhalter: Das waren einst beliebte Konfirmationsgeschenke. Erinnerungsstücke zum Übertritt ins Erwachsenenalter. Mit der Konfirmation wird ja nicht nur die Taufe bestätigt, von da an sind die jungen Menschen mündige Kirchenmitglieder.
Grössere Bedeutung. Ein Ritual, das noch bis in die 1960er-Jahre für die meisten jungen Reformierten Pflicht war. «Heute machen sie es freiwillig. Und genau dadurch wird das Ereignis aufgewertet», sagt Kurt Lüscher, emeritierter Soziologieprofessor und Generationenforscher. Die Konfirmation bekomme dadurch eine grössere Bedeutung, und da die Generationen heute länger zusammenlebten, seien nicht mehr nur die Eltern und Paten involviert, auch die Grosseltern, wie er aus eigener Erfahrung weiss.
Er und seine Frau Therese sind selber mehrfach Grosseltern. Vor einem Jahr wurde ihre Grosstochter Matilda konfirmiert. «Natürlich freuen sich viele Konfirmanden heutzutage über ein grosszügiges Geldgeschenk, aber wir waren nicht glücklich mit dieser Idee», sagt Therese Lüscher. «Ein Konfirmationsgeschenk sollte doch ein Leben lang Freude bereiten. Deshalb suchten wir nach einer Alternative.»
Geschenk fürs Leben. Und die fanden sie im Bankschliessfach. Seit vielen Jahren befand sich dort nämlich ein kleiner Goldbarren, zehn Gramm schwer. «Ein Konfgeschenk», erklärt Kurt Lüscher. «Diesen Goldbarren bekam einst unser Sohn, Matildas Vater, von seinem Götti geschenkt. Doch so richtig Freude hatte er nie daran.»
Also landete das wertvolle Geschenk im Safe – und nun, da Lüschers das Schliessfach räumten, auf ihrem Wohnzimmertisch. «Nach langem Rätseln hatte Jérôme, ein anderer Enkel, die rettende Idee», fährt Therese Lüscher fort. Man könnte das Gold doch einschmelzen, meinte dieser, um daraus einen schönen Schmuck zu machen.
Band der Generationen. Das fanden alle eine gute Idee, auch Vater Markus, der Besitzer des Goldbarrens. «Da die zehn Gramm Gold aber nicht ganz reichten, kam in das Goldgemisch noch ein Schmuck meiner verstorbenen Mutter», erklärt Kurt Lüscher. «Und eine meiner alten goldenen Zahnkronen.» So schmolzen gewissenmassen drei Generationen zusammen, und ein einmaliges Geschenk entstand. «Ein Schmuck, der das Jahrzehnte dauernde Familienband symbolisiert», ergänzt Lüscher.
Auch Matilda freute sich. Zusammen mit ihren Grosseltern war sie beim Goldschmied. Sie sah zu, wie die drei Goldsorten zusammenflossen, und konnte mitreden, wie der Armreif aussehen sollte. «Das war ein einmaliger Moment», erzählt die Sechzehnjährige. Und dass sie diesen mit Groma und Gropa erleben durfte, mache ihn noch wertvoller. «Ich selber wusste nicht, was ich mir von den Grosseltern hätte wünschen sollen, und war dann echt begeistert.»
Fest der Familie. Den Armreif trägt Matilda bisher nur bei besonderen Anlässen, etwa bei Familienfesten, und das sei bisher noch nicht sehr oft vorgekommen. Zu gross das Risiko, diesen einmaligen Schmuck zu verlieren. «Immerhin trage ich drei Generationen am Handgelenk.» Sie lacht. Nein, die Konfirmation sei für sie nicht aus religiösen Gründen ein besonderes Fest gewesen, sondern, weil die ganze Familie ihretwegen zusammengekommen sei. «Das war toll; auch, dass mein damaliger Freund dabei war. Und die Zeit vorher mit der Konfirmandengruppe war ebenfalls sehr schön.»
Rituale lösen oft ambivalente Gefühle aus. «Bei einem Ritual wie der Konfirmation mischen sich Gefühle von Zwang und Freiheit, und es können offene oder verdeckte Ängste zum Vorschein kommen», meint Kurt Lüscher. «Das war zu meiner Zeit nicht anders. Nur, dass heute die Jugendphase an Bedeutung gewonnen hat und die jungen Menschen auch mehr mitreden wollen und sollen. Wir jedenfalls haben es geschätzt, zusammen mit Matilda die Geschenkidee zu entwickeln. Und der Schmuck ist sehr schön geworden.»