Jahrhundertelang waren Pfarrerinnen und Pfarrer in Christengemeinschaften die wichtigsten Personen, wenn es darum ging, Übergänge im Leben wie Geburt, Heirat und Tod mit Ritualen zu begleiten. Die Nachfrage nach ihren Diensten ist allerdings massiv gesunken. Fanden zum Beispiel im Jahr 2000 noch 19 048 evangelisch-reformierte Tauffeiernstatt, waren es 2021 nur noch 6326. Bei den Bestattungen sank die Zahl von 29 172 auf 21 351. Wer heute einen Ritualbegleiter wünscht, sucht oft jemanden, in dessen Sprache der Begriff «Gott» nicht vorkommt. Mit dem kirchlichen Vokabular können viele nichts mehr anfangen – darunter manche Kirchenmitglieder.
Die Reformierte Kirche Aargau möchte nicht mehr tatenlos zusehen. Ab März bieten auf der Website Leben-feiern.ch Pfarrerinnen und Pfarrer kirchliche Handlungen an, dazu aber auch frei gestaltete Rituale: beispielsweise für den Abschied von einem Tier oder für eine Scheidung. Eine kirchliche Sprache müssen sie nicht anwenden, aber alle sind sie verpflichtet, einen Segen zu spenden.