Es klingt ein bisschen nach einer keltischen Sage oder einem Stück von Shakespeare: die Hexe von Endor. Ist es aber nicht; es ist biblisch wie so manche andere spannende Geschichte. Das Wort «Hexe» hat sich in diesem Zusammenhang vor allem in der Kunstgeschichte etabliert. Die Bibel selbst nennt sie «Herrin über einen Totengeist».
Besagte Frau war also eine Nekromantin, eine Totenbeschwörerin. Auch von Saul wurde sie aufgesucht, dem ersten König der Israeliten. Die Bibel berichtet, dass sich der glücklose König zur Wahrsagerin begab, um herauszufinden, ob er gegen seine Erzfeinde, die Philister, bestehen werde. Gott selbst hatte ihm keine Antwort gegeben.
Die Wahrsagerin beschwor den verstorbenen Propheten Samuel herauf, der zu Lebzeiten Saul zum König gesalbt hatte. Von Samuels Geist erfuhr Saul, dass er in der Schlacht gegen die Philister umkommen werde. Seinen Thron besteigen werde David, mit dem ihn eine problematische Hassliebe verband. Warum Saul von Gott verworfen wurde, mag heutige Leser befremden: Er hatte sich dem göttlichen Gebot widersetzt, die zuvor besiegten Amalekiter mitsamt ihrem Besitz vollständig zu vernichten.