«Musikalische Seelsorge» lautet der Titel des Angebots, das Rüegg jeden Dienstag ab 13.15 Uhr für eine Stunde anbietet. Die Idee kam dem Musiker im Lockdown. «Die Kirchenmusik verstummte, wir begegneten niemandem mehr.»
Während die Pfarrerinnen und Pfarrer ihr Seelsorgeangebot laufend den Umständen anpassten und auch ausbauten, spielte er für Online-Gottesdienste und betreute seine Chöre per Zoom. Die Livemusik habe ihm und vielen Menschen in den Kirchgemeinden im letzten Jahr sehr gefehlt, sagt Rüegg.
Dass Musik die Seele bewegt, erfährt er selbst immer wieder neu. «Wenn ich etwa langsame, tiefgründige Klaviersätze von Beethoven spiele, bin ich gestärkt, begegne allem, was kommt, viel gelassener.» Über sein Angebot hat er die Überschrift gesetzt: «Musik kann vielleicht nicht die Welt retten, aber deine Seele». Wichtig ist Sacha Rüegg, in dieser Zeit nicht einfach ein Konzert zu spielen, sondern auf die Menschen wirklich einzugehen.
Inzwischen hat er mit dem neuen Format Erfahrungen gesammelt. Zum Beispiel, dass die ursprüngliche Idee, die Leute einzeln zu empfangen, meist nicht funktioniert. «Die Leute bleiben sitzen, und viele sagen, dass sie Musik gerade in der Gemeinschaft geniessen.»
Für sein musikalisches Seelsorgeangebot hat Sacha Rüegg ein Repertoire vorbereitet, geordnet nach Stimmungen und Emotionen. Und auch nach Jahreszeiten oder nach Farben: Rot für Feuer und Energie, Grün für Ruhe und Entspannung, Schwarz für die Trauer, Blau für den Himmel, das Wasser, das Zerfliessen, Silber und Gold für königliche Gefühle. Trotzdem dient ihm die Vorbereitung nur als Gerüst. «Oft bin ich überrascht von den Wünschen der Leute, der Stimmung.»
Manchmal improvisiert der Musiker einfach. Und er setzt sich für Besucherinnen und Besucher nicht nur ans Klavier, sondern spielt Orgel oder Cembalo. «Schön ist auch, wenn wir zusammen singen.»