Kaum ein natürliches Material fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden so wie das Gold. Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind – und der Nährboden für so manches blutige Verbrechen. In ihrer Gier nach Gold unterwarfen die spanischen und portugiesischen Eroberer ganz Südamerika, und auf Gold waren auch die Piraten der Karibik aus. Gold hat aber auch eine spirituelle, ja religiöse Komponente. In der Schweiz kommt das Wissen rund um die Entstehung, Gewinnung, Verarbeitung und kulturelle Bedeutung des edlen Metalls in einem Kompetenzzentrum zusammen: in der Goldkammer Schweiz, vormals Helvetisches Goldmuseum. Die Goldkammer ist Teil des neuen Museums im Schloss Burgdorf. Werner Lüthi, Gründer und Leiter der Goldkammer, berichtet im Interview über mystische, spirituelle und kulturelle Aspekte des Goldes.
Herr Lüthi, Sie kennen das Gold in all seinen Facetten, sind selber auch als Goldwäscher aktiv. Was fasziniert Sie so an diesem Material?
Gold ist ein Metall, das überall eine Rolle spielt, in der Geschichte, Geologie, Astronomie und Kunst. Das sind alles Gebiete, die mich interessieren. Das Gold bildet sozusagen die Klammer. Wenn ich mich damit befasse, führt es mich auch immer wieder zu neuen Geschichten und Erkenntnissen. Zum Beispiel: Warum fanden Goldsucher in Alaska fossile Kamelknochen?
Ja – warum?
Offenbar war eine Urform des Kamels vor Jahrmillionen in Nordamerika heimisch. Von dort wanderte es über die damals noch auf dem Landweg passierbare Beringstrasse nach Asien und in den mittleren Osten. Es gelangte aber auch bis nach Südamerika, wo es sich zum Lama entwickelte. Von den Goldsuchern in Alaska und ihren Knochenfunden führt die Spur also weiter zu einem zoologischen Thema. Solche Querbezüge finde ich spannend.
Was hat Sie dazu inspiriert, ein Goldmuseum einzurichten?
Das war vor 30 Jahren, als ich begann, mich intensiv mit Gold zu befassen. Auch das Goldwaschen kam in breiteren Bevölkerungskreisen auf. Es gab schon damals Museen, in denen vor allem Schaustücke rund um das Gold zu sehen waren. Was fehlte, war eine historische Präsentation des Themas. Hier wollte ich einhaken. Als vor 20 Jahren im Schloss Burgdorf ein Kellerraum frei wurde, bekam ich die Möglichkeit, hier, im alten Verlies, das Goldmuseum einzurichten.