Spielfigur Kim ist die Heldin und hat die wichtige Mission, ihren Freunden David, Laura und Anna zu zeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt: auf Freundschaft, Gottvertrauen Selbstwertgefühl, Achtsamkeit. Doch das ist gar nicht so einfach. Wie schafft sie es nur, dass Laura nicht ständig auf ihr Handy starrt, sondern die Augen für die Schönheit der Natur öffnet? Oder dass David, der ein Star sein will, seine wahren Gefühle zeigt?
«Light on Earth» heisst das Game für Tablet und Smartphone, das die Reformierte Kirche Zürich zusammen mit Lernetz, einem Experten-Team für medienbasiertes Lernen, entwickelt hat. Es richtet sich an Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren, die den reformierten Religionsunterricht besuchen. «Es ist nicht auf Wettbewerb angelegt», sagt Initiantin Katja Lehnert, die bei der Zürcher Landeskirche verantwortlich ist für den Bereich Katechetik und Bildung. Vielmehr sollen die Kinder und Jugendlichen gemeinsam, zum Beispiel in Zweiergruppen, überlegen, wie die Aufgaben im Spiel zu lösen sind.
Dazu stehen den Spielern Symbole zur Verfügung, die für wichtige Erfahrungen wie «Erneuerung» (Fisch) oder «Liebe» (Herz) stehen. Wenn die Kinder in einer Situation das richtige Symbol auf den Bildschirm malen, kommt Kim weiter.
Geheimnisvolle Kraft Gottes
«Natürlich soll das Spiel auch Spass machen und die Stunde aufpeppen», sagt Lehnert. Wichtig seien aber die religiösen Inhalte, die reformiert sachlich und nicht missionarisch transportiert würden.
So knüpft das Spiel an die biblische Bildsprache vom Licht an. Ein Lichtball unterstützt Kim bei ihrem Plan. Er steht für die göttliche Kraft, die geheimnisvoll da ist, eingreift und dennoch unverfügbar bleibt. Sätze aus der Bibel begleiten die Figuren. Etwa: «Ich bin das Licht der Welt» (Joh 8,12). Gemeinsam mit der Lehrerin oder dem Lehrer sollen die Kinder darüber nachdenken. Und merken, dass die Bibel kein verstaubtes Buch ist, sondern sich ins Leben einbeziehen lässt.
Das Game findet über Kirchenkreise hinaus Anerkennung. Ange-tan von der «liebevoll gestalteten Grafik» ist Mirjam Egloff. Sie ist Dozentin am Zentrum für Medienbildung und Informatik der Pädagogischen Hochschule Zürich. Eine klassische Lernapp, wie es etwa in Mathematik oder Deutsch viele gibt, sei «Light on Earth» nicht. Bei diesen gehe es um das Festigen von Wissen, etwa des Einmaleins. Bei Games wie «Light on Earth» hingegen spricht man in der Fachsprache von «Gamification»: Anhand eines Spiels werden Wissenseinheiten, hier über den christlichen Glauben, didaktisch aufgearbeitet.
Meditation statt Action
«Digitale Spiele erfreuen sich in der Schule generell grosser Beliebtheit», sagt Egloff. Sie eröffnen ganz neue Möglichkeiten des Lernens. «Warum nicht im Religionsunterricht?» Die Expertin kann sich gut vorstellen, dass die App auch im Schulfach «Religionen, Kulturen, Ethik» eingesetzt wird, wo das Christentum mit seinen Symbolen ebenfalls ein Thema ist. Egloff gibt aber auch zu bedenken, dass das Tablet oder das Handy immer nur Werkzeuge seien. «Zentral ist eine gute Einbettung in den Unterricht.»
Damit diese gelingt, finden Lehrpersonen auf der Webseite der Reformierten Kirche Zürich ein Handout mit Ideen sowie das Lernplakat zur App. Das Spiel selber kann kostenlos im App-Store (i-Phone) und bei Google-Play (Android) heruntergeladen werden.
Im Vergleich zu anderen mobilen Games ist «Light on Earth» eher langsam. Wer auf Action und Spannung hofft, wird enttäuscht. «Das dient bewusst der Entschleunigung», sagt Initiantin Lehnert. Begleitet wird das Spiel von meditativer Musik.