Hans Küng, 1928 geboren in Sursee im Kanton Luzern, gehörte zu den profilierten und wegweisenden Theologen dieser Zeit. Als Professor in Tübingen, wo er seit 1960 wirkte und lebte, befasste er sich vor allem mit dem Wandel der Theologie in der heutigen Zeit sowie ethischen, ökumenischen und interreligiösen Themen.
Spielen die klassischen Konflikte zwischen den christlichen Konfessionen heute noch eine Rolle? Wie entsteht Neues in der Wissenschaft und Theologie? Gibt es «die eine wahre» Religion? Gibt es ethische Normen, die allen Religionen dieser Welt gemeinsam sind? Das waren die grossen Fragen, die ihn in seinem Bestreben, an einer gerechteren Welt mitzubauen, zeitlebens umtrieben.
Rita Famos wird der «grosse Ökumeniker» fehlen
Rita Famos, Ratspräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), wurde von ihrem Mann auf die Meldung des Todes von Küng aufmerksam gemacht, sagt sie auf Anfrage. «Das hat in mir grosse Dankbarkeit für seine wichtige theologische Arbeit, seine Strahlkraft ausgelöst – aber zugleich auch Trauer, dass ein grosser Ökumeniker mit einer theologischen Klarheit und Gradlinigkeit fehlen wird.»
Sie habe Hans Küng nicht persönlich gekannt, sagt Rita Famos. Doch seine «Wälzer» habe sie als junge Studentin verschlungen, «Ewiges Leben», «Christ sein» und «Existiert Gott» etwa. Denn: «Er war einer der Theologen, der es verstanden hat, die Fragen, die die Menschen an das Christentum haben, in einer intelligenten, aber verständlichen Sprache zu bearbeiten.» Und später seien Küngs Bücher wichtige Wegbegleiter für sie persönlich wie auch für die Gemeindearbeit gewesen.
Der Mut Hans Küngs wirkt für die EKS-Ratspräsidentin am nachhaltigsten nach, wie sie sagt. «Sein Mut, die drängenden theologischen Fragen ohne Scheuklappen zu stellen. Sein Mut, seine theologischen Konklusionen gradlinig zu vertreten. Und seine konsequente ökumenische Haltung, die er vielleicht an klarsten in seinem Buch 'Christ sein' ausgedrückt hat.»