Recherche 28. März 2023, von Constanze Broelemann

Zwischen eigenem Erleben und Wissen

Religionsunterricht

Wie sind Karfreitag und Ostern Schülerinnen und Schülern von heute vermittelbar? Die Pädagogin und Theologin Barbara Hanusa hat viele Ideen.

Baum mit Kummersteinen

Die Pfarrerin und Pädagogin Hanusa hat viel Erfahrung mit Religionsunterricht und jede Menge methodische Ideen. Einen Ostergarten anlegen zum Beispiel. Ähnlich einer weihnachtlichen Krippenlandschaft werden Stationen der biblischen Geschichte von Jesu Tod und Auferstehung mit Schülerinnen und Schülern umgesetzt. Auch in der Bastelarbeit vom Baum mit Kummersteinen unten am Stamm und den Blüten oben in der Krone, welche die Kinder mit ihren eigenen Gefühlen beschriften können, seien die Erfahrungen von Karfreitag und Ostern aufgenommen.
Für die ganz Jungen eigneten sich Bilderbücher. Zum Beispiel «Die Ostergeschichte» der Autorin Susanne Niemeyer. Hier wird die Ostergeschichte aus der Sicht der Jüngerin Maria Magdalena erzählt. Jesus ist beschrieben als jemand, der «Angsthasen Mut macht, dem Geld egal war und der viel lachte und jedem zuhörte. Auch denjenigen, denen sonst niemand zuhörte.»

Eine Sprache für Kinder

«Zack, haben wir Jesus in einer kinderfreundlichen Sprache auf den Punkt gebracht», so die Religionspädagogin Hanusa. Um die Kreuzigung zu zeigen, hat die Illustratorin des Bilderbuches drei leere Kreuze aufgemalt und Tiere, die davorsitzen und weinen. «Eine Darstellung, die weniger Angst macht als eine mit dem Korpus am Kreuz», findet Hanusa. Auch die Auferstehung sei in dem Buch gut zugänglich. «Ich bin da, aber ich bin anders da», so die Worte, die Jesus zur Jüngerin Maria von Magdala sagt.

Ohne vorgefertigte Antworten

Tod und Auferstehung theologisieren», sagt Hanusa. Zum Beispiel in einem Gespräch über die Fragen: Was kann ich wissen? Was darf ich glauben? Worauf darf ich hoffen? Wichtig sei dabei, dass auch Lehrende keine vorgefertigten Antworten haben, sondern sich bewusst sind, dass die biblischen Erzählungen keine Tatsachenberichte, sondern Glaubenszeugnisse sind. «Als Unterrichtende bewegen wir uns innerhalb der langen biblischen Tradition. Wir können nicht demonstrieren, wie Auferstehung aussieht. Aber wir können mit den Schülerinnen und Schülern darüber reden, was Auferstehung sein könnte.» Dazu müsse der Unterricht jedoch unbedingt ein Ort sein, an dem die Jugendlichen wissen, dass ihre Aussagen auch nicht gewertet werden. Seit Beginn dieses Jahres hat Barbara Hanusa die Fachstelle der Landeskirche für Religionspädagogik in der Schule inne. Anders als in den meisten Kantonen der Schweiz gibt es in Graubünden noch schulischen Religionsunterricht. «Und mein Interesse ist, dass wir in der Schule bleiben, alles andere wäre grob fahrlässig.» Der Unterricht müsse daher überzeugen und entsprechend qualitativ hochwertig sein, sagt Hanusa. Hinzu komme, dass der schulische Religionsunterricht häufig die erste Begegnung sei, die Kinder mit dem Thema überhaupt hätten. Darin sieht die Pädagogin jedoch zuallererst eine Chance: «Das, was wir zum ersten Mal erleben, hat ja auch immer seinen Reiz.» Guter Religionsunterricht lebe in der Spannung von Wissensvermittlung und subjektorientiertem Erleben, also der Frage: Was haben die Geschichten aus der Bibel mit meinem Leben zu tun? Und: Lehren­de sollten ihre eigenen Fragen und ihr eigenes Staunen in den Unterricht mit hineinnehmen.

Mit der christlichen Brille

Auf Karfreitag und Ostern bezogen hiesse das für Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass aus der christlichen Perspektive gesehen Leiden und Sterben und wieder Lebendigwerden und Hoffenkönnen immer zusammengehören. 

Barbara Hanusa. 57

Die promovierte Theologin und Pädagogin Barbara Hanusa ist im deutschen Emsland nahe der holländischen Grenze aufgewachsen. Sie studier-
te in Paris, Göttingen und Tübingen. Zuletzt war Barbara Hanusa an der Leuphana Universität im norddeutschen Lüneburg tätig. Dort hat sie Religionslehrpersonen begleitet und ausgebildet. Sie ist verheiratet, hat Kinder, und in ihrer Freizeit fährt sie gerne Rad oder geht schwimmen.

Wir können als Lehrende nicht demonstrieren, wie Auferstehung aussieht. Aber wir können mit Schülerinnen und Schülern darüber sprechen, was Auferstehung sein könnte.
Barbara Hanusa, Theologin und Pädagogin