Recherche 11. Juni 2021, von Nadja Ehrbar

Hier gibt es mehr als nur saubere Wäsche

Diakonie

Wäsche waschen und sich beim Schreiben einer Bewerbung unterstützen lassen: Das ist im «Bubbles of Happiness» in Zürich möglich.

In der Stadt Zürich sind sie zur Rarität geworden, die Waschsalons, in denen Kundinnen und Kunden ihre Wäsche selbst waschen können. Es gibt noch deren zwei, der eine liegt an der Winterthurer-, der andere an der Sihlfeldstrasse. Sie können sich  knapp über Wasser halten, wie ihr Geschäftsführer auf Anfrage sagt.  

Vor gut zwei Wochen ist nun ein dritter Salon hinzugekommen. Er heisst «Bubbles of Happiness» und befindet sich an der Häringstrasse im Niederdorf, neben dem Café Yucca der Zürcher Stadtmission. 

Das Innere präsentiert sich hell und einladend: Die Wände sind zur Hälfte rosa geplättelt, der Rest ist weiss gestrichen. Eine pinkfarbene Leuchtreklame mit dem Salonnamen sticht ins Auge. Draussen vor den Schaufenstern stehen moderne Kunststoffstühle und Bistrotische.

Offen für Sorgen und Nöte

Hier lässt sich eine Auszeit nehmen, während die Maschinen stampfen. Oder eine Bewerbung schreiben. Denn auch eine Sozialarbeiterin ist hier anwesend. Sie hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte all jener, die in einer schwierigen Lebenssituation stecken.

Ich freue mich auf die Menschen und ihre Geschichten.
Daniela Brunner, Sozialarbeiterin

Daniela Brunner hat vorher bei der Notschlafstelle Pfuusbus des Sozialwerks Pfarrer Sieber gearbeitet. Sie kann, wenn nötig, auch andere Anlaufstellen vermitteln. «Ich freue mich auf die Menschen und ihre Geschichten», sagt sie.  

Friederike Rass, Geschäftsführerin der Stiftung der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich, leitet das Pilotprojekt. «Die Leute müssen sich hier nicht exponieren, weil sie ja in erster Linie zum Waschen kommen», sagt sie. Der Salon soll sich aber nicht nur an Hilfsbedürftige richten, sondern auch an Anwohner, Studentinnen und Touristen. «Offen für alle, das meinen wir wörtlich», sagt Rass. 

Der Waschsalon ist offen für alle, und das meinen wir wörtlich.
Friederike Rass, Stiftung Evangelische Gesellschaft

Wer waschen möchte, ruft vorher an oder geht vorbei und reserviert sich einen Termin. Eine Wäsche bis acht Kilogramm inklusive Trockner und Waschmittel kostet fünf Franken. Das ist im Vergleich zu den anderen Zürcher Waschsalons günstig. Denn dort kostet die Wäsche je nach Programm zwischen 10 und 14 Franken.

Gutscheine bei Anlaufstellen

Kann sich eine Person die fünf Franken nicht leisten, bekommt sie bei einigen Anlaufstellen Gutscheine. Also etwa beim Verein Surprise, der sozial benachteiligte Menschen unterstützt, beim Sozialwerk Pfarrer Sieber oder bei der Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen Flora Dora.  

Sponsoren, Freiwillige und Helferinnen haben das Projekt unterstützt, indem sie Material oder Arbeitsstunden gespendet haben. «Wir haben viele Einrichtungs- und Umbauarbeiten selbst ausgeführt», erzählt Rass. Ihrem Aufruf auf Insta-gram sind zahlreiche Helfer gefolgt. Sie haben Wände gestrichen, Plättli verlegt, Lampen installiert. Weitere Gönnerinnen und Sponsoren für den Waschsalon sind erwünscht. Möglich ist zudem eine Patenschaft für einen oder mehrere Waschgänge. 

Die Evangelische Gesellschaft finanziert die Miete des Raumes, die Grundausstattung und die Betreuung des Projekts. Wegen der Pandemie fand die Eröffnung mit Spon-soren, Helferinnen, Sozialpartnern und dem Planerteam nur im kleinen Rahmen statt. Ein erster Kunde nutzte die Gelegenheit und trug sich zum Waschen ein.