Die Kirchen wollen ein Signal zum Aufbruch und zur Überwindung der Isolation senden. Deshalb findet die Lange Nacht der Kirchen statt, am 28. Mai, überall in der Schweiz – nachdem die Durchführung letztes Jahr verschoben werden musste. Auch in Graubünden: Eine Arche Noah aus Legosteinen, eine Kunstausstellung im Turm sowie eine Heavy-Rock-Band im Gottesdienst– das sind nur einige der zahlreichen Ideen der knapp dreissig Kirchgemeinden im Kanton, die sich für die Lange Nacht der Kirchen angemeldet haben. «Es freut uns, dass viele, die sich bereits vor einem Jahr interessiert haben, mit dabei sind», sagt Cornelia Mainetti, Leiterin der landeskirchlichen Fachstelle Kirche im Tourismus. Sie steht den Kirchgemeinden bei der Umsetzung des Anlasses beratend zur Seite und stellt Werbematerial und -kanäle, auch online, zur Verfügung.
Kirchenregion beleben
Mitten in den Vorbereitungen stecken Marianne Strub, Pfarrerin im Unterengadin, und Simone Jenni, Mitglied des Kirchenvorstands in Poschiavo. «Wir freuen uns, die Lange Nacht der Kirchen in unserer Region durchzuführen», sagt Marianne Strub. Pfarrerin, Fachlehrperson Religion, Kirchenvorstände, Freiwillige und Mitarbeitende der Kirchgemeinde Ardez-Ftan-Guarda haben in den letzten Monaten an einem Programm für die breite Bevölkerung mitgewirkt. «Wir möchten Begegnungen in der Kirchenregion ermöglichen», sagt Strub.In Ardez beispielsweise rockt die Unterengadiner Heavy-Rock-Band Reat unter freiem Himmel. Es wird Jazz-, Klassik-, Volksmusik- und Taizé-Gottesdienste unter Mitwirkung lokaler Musiker und Musikerinnen geben. Sie finden in der Dorfkirche in Ardez und im Schulhaus statt.
Ausstellung im Turm
Den fünfstöckigen Turm von Ardez verwandelt Kirchgemeindemitglied Mario Pult in ein Museum. Pult bereitet eine Installation zum Thema Veränderung vor. Ausserdem treten auf einzelnen Dorfplätzen Strassenkünstler und solche, die es gerne sein möchten, auf. «Zum Schutz vor der Coronapandemie bieten wir alle Aktivitäten parallel an. So verhindern wir grössere Ansammlungen von Menschen», erklärt Marianne Strub. Auch in Poschiavo steht die Kirchgemeinde in den Startlöchern. Erarbeitet wird ein abwechslungsreicher Postenlauf in und rund um die Kirche. Dazu zählen ein Orgelworkshop, eine Kirchturmbesteigung und eine Friedhofführung. Der Dorfpfarrer wird das örtliche Kirchenarchiv für die Öffentlichkeit öffnen und Interessierten kulturhistorische Geheimnisse verraten. Verschiedene Vorstandsmitglieder lesen Kindern Geschichten vor und sprechen mit Jugendlichen über ihre Lieblingsbücher.
Kein verstaubtes Gremium
Wer alle Posten besucht hat, kann schliesslich beim gemeinsamen Grillieren hinter der Kirche auch die Mitglieder des Kirchenvorstandes kennenlernen. «Wir hoffen, dass die Bevölkerung merkt, dass die Kirche hier kein altes, verstaubtes Gremium ist», sagt Simone Jenni, Physiotherapeut, passionierter Musiker und Mitglied des Kirchenvorstands in Poschiavo. «Menschen mit Ideen sind bei uns willkommen und können sie hier verwirklichen.» Die Lange Nacht der Kirchen soll gemäss den Initianten als ein Zeichen der Hoffnung verstanden werden. Sämtliche Angebote sind für alle kostenlos.