Lichterstreit in Sternenberg

Beleuchtung

Sollen nur die Sterne funkeln oder darf auch die Kirche leuchten? Ein Interessenkonflikt bewegt das Dorf Sternenberg im Zürcher Oberland.

Sternenberg fühlt sich den Sternen nah. Der Ortsteil der Gemeinde Bauma-Sternenberg liegt auf rund 900 Metern Höhe über Meer. Dass die reformierte Kirchgemeinde im letzten September neu eine Aussenbeleuchtung der Kirche installiert hat, gefällt einer Gruppe von Anwohnern um die frühere Gemeindepräsidentin Sabine Sieber nicht. Das Licht sei viel zu grell, kritisieren sie. Aber es geht ihnen auch um Grundsätzliches. Sternenberg sei ein dunkler, stiller Ort, so Sieber. «Die Beleuchtung passt nicht hierher und ist völlig unnötig.»

Kompromiss. Die SP-Kantonsrätin hält an der Kritik fest, obwohl die Kirchgemeinde seit der Neuin-
stallation Zugeständnisse gemacht hat. Anstatt wie anfänglich bis Mitternacht brennen die amtlich bewilligten und energieeffizienten LED-Leuchten sommers nur noch von der Dämmerung bis 22 Uhr, winters bis 21 Uhr. Kirchenpflege-Präsident Stephan Reiser: «Wir haben das Anliegen der Kritiker verstanden, die sich aus ökologischen Gründen gegen die Beleuchtung wehrten.»

Unter dem Stichwort Lichtverschmutzung ist heute nämlich bekannt: Künstliches Licht kann nachtaktive Tiere empfindlich stören. Ein Scheinwerfer ist ein regelrechter Insektenstaubsauger; viele Käfer verenden dort. Auch Zugvögel verirren sich auf ihren Routen, weil die Industrienationen den Nachthimmel immer stärker künstlich aufhellen. Diese Entwicklung finde er auch nicht gut, sagt Reiser. Darum habe er den Kritikern angeboten, die Beleuchtung nur noch freitags, samstags und sonntags anzuschalten. Und mit einer Folie das Licht der Scheinwerfer, die man nicht dimmen kann, zu dämpfen. Beides wurde bis heute nicht umgesetzt, weil es den Kritikern nicht genügt habe. Deren Kompromisslosigkeit bedauert Reiser. «Wir wollen unsere schöne Kirche zeigen. Die Beleuchtung brennt jetzt nur noch kurz, was absolut vertretbar ist.»

Gutachten. Sieber würdigt die Kompromissbereitschaft der Kirchgemeinde, doch ihr wäre am liebsten, die Kirche würde nur zu hohen Feiertagen beleuchtet. Sie hofft auf das baujuristische Gutachten der Gemeinde, das diese aufgrund einer Beschwerde in Auftrag gegeben hat. Ein Protestschreiben gegen die Beleuchtung hatten 101 Personen des 360-Seelen-Dorfes unterschrieben, darunter Gäste des von Sieber geführten Seminarhauses «Alter Steinshof».

Der Lichterstreit in Sternenberg ist Ausdruck einer neuen Sensibilität. Künstliches Licht wird vermehrt als Umweltbelastung wahrgenommen, die es zu begrenzen gilt. Der Kanton und viele Gemeinden versuchen, Lichtemissionen zu minimieren. Für die Kirchgemeinden gibt es keine Vorgaben. Einige beleuchten die Kirchen nur in der Adventszeit oder am Wochenende bis 1 Uhr. Andere täglich bis 22 oder 23 Uhr und ab 6 Uhr. Einzelne haben die Lichter aus ökologischen Gründen gelöscht. Die Arbeitsgemeinschaft Umwelt und Kirche Oeku empfiehlt Zurückhaltung bei Aussenbeleuchtungen und rät zu energieeffizienten Leuchtmitteln. Die Kirchgemeinden sollten sich allerdings überlegen, ob die Kirche überhaupt angestrahlt werden müsse. Er verstehe aber auch das Bedürfnis, «ein historisches Kirchengebäude zeigen zu wollen», sagt Kurt Aufdereggen von der Oeku.