Recherche 24. Juni 2015, von Thomas Illi

Mehr Freiheit bei der Stellenbesetzung

Synode

Die Aargauer Synode hat dem Kirchenrat mehr Flexibilität bei der Besetzung von landeskirchlichen Stellen eingeräumt.

An seiner zweiten Sitzung der neuen Amtsdauer hat das Parlament der reformierten Landeskirche ein äusserst umstrittenes Geschäft nach intensiver, aber fair geführter Debatte unter Dach gebracht. Es ging um den Antrag des Kirchenrats, die Plafonierung der kantonalen landeskirchlichen Stellen per 1. Januar 2016 aufzuheben: Die Synode, so der Kirchenrat, könne ja jedes Jahr ohnehin über das Budget die für Stellenbesetzungen verfügbaren Mittel festlegen.

Eintreten umstritten. Umstritten war auf Antrag der Geschäftsprüfungskommission (GPK) nur schon, ob das Parlament auf die Vorlage überhaupt eintreten soll. Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg verteidigte den von der GPK als unausgereift kritisierten Antrag an einem Beispiel: Die starre Begrenzung auf eine Summe von Stellenprozenten führe etwa im Bereich Hauswartung oder Informatikunterstützung dazu, dass externe Dienstleistungen eingekauft werden müssten, wenn der Plafond erreicht sei. Dies komme die Landeskirche oft teurer zu stehen, als wenn eine Person dafür angestellt werden könne. Auch die Schaffung von temporären Stellen für Projekte werde durch die Plafonierung stark eingeschränkt, sagte Weber-Berg.

Schliesslich beschloss die Synode nach eingehender Debatte mit 93 gegen 40 Stimmen, auf die Vorlage einzutreten. In der Detailberatung gab vor allem die Frage zu reden, wie der Kirchenrat der Synode Rechenschaft über die insgesamt besetzten Stellenprozente ablegen solle und wie dies im Gesetzestext zu verankern sei. Hier ebnete ein gemeinsamer Vorschlag von Franziska Zehner, Kirchberg, und Ueli Kindlimann, Windisch, den Weg. Schliesslich fand – nach deutlicher Ablehnung eines Rückweisungsantrags – die bereinigte Vorlage mit 91 gegen 21 Stimmen die Zustimmung der Synode. In einer weiteren Vorlage beschloss das Parlament, den Besoldungsindex für Minimalbesoldungen für das Jahr 2016 unverändert zu belassen.

Gutes Rechnungsergebnis. Einstimmigkeit herrschte unter den Synodalen bei der Verabschiedung von Jahresbericht und Jahresrechnung 2014. Die Rechnung schliesst – bei einem Aufwand von 11 156 940 Franken und einem Ertrag von 11 369 751 Franken – mit knapp 213 000 Franken Ertragsüberschuss. Lucien Baumgärtner, Zofingen, lobte namens der Geschäftsprüfungskommission den Kirchenrat für die hohe Transparenz und die gute Ausgabendisziplin. Kirchenrat Hans Rösch sprach mahnend von einem «noch guten Ergebnis». Die finanziellen Aussichten für die Zukunft seien nämlich weniger rosig.

Keine Jugendlandsgemeinde. Mit ­einer Motion wollte der Synodale Christian Giger-Spiesser, Menziken-Burg, den Kirchenrat beauftragen, in den nächsten zwei Jahren eine «Jugend- und Familien-­Landgsgemeinde» zu realisieren. Der Motionär versprach sich von dem dreitägigen Begegnungsanlass eine Plattform, um aktuelle Ansprüche an die Kirche zu artikulieren. Das Anliegen fand im Parlament und im Kirchenrat zwar viel Sympathie, doch Kirchenrätin Regula Wegmann beantragte dennoch die Ablehnung des Vorstosses. Der Anlass würde zahlreiche bereits geplante Aktivitäten im Rahmen des Reformations-Jubiläums konkurrenzieren. Die Synode folgte ihr mit 96 zu 27 Stimmen.

Zu einem vor Jahresfrist eingereichten Postulat von Reto Löffel, Oberentfelden, nahm Kirchenrätin Catherine Berger Stellung. Die vom Postulanten geforderte Vereinheitlichung der Entschädigung an die politischen Gemeinden für den Steuereinzug würde, so Berger, die bestehende und grundsätzlich bewährte Zusammenarbeit mit den politischen Gemeinden infrage stellen. Vielerorts würden mit den ausgehandelten Entschädigungen noch andere Leistungen abgegolten, etwa die Schneeräumung oder das Organisieren von Wahlen. Eine Umfrage habe gezeigt, dass viele Kirchgemeinden eine Vereinheitlichung als Einmischung empfinden würden.

Kirchenrat Hans Rösch versicherte zu einer Interpellation von Ursa Dietiker, Bremgarten-Mutschellen, dass bei den Finanzanlagen der Landeskirche ethische Grundsätze durchaus beachtet würden. Priorität habe allerdings immer die Sicherheit. Thomas Illi

Was bedeutet «reformiert sein»?

Im Anschluss an die Synode fand im Keller des Grossratsgebäudes die Vernissage zur Wanderausstellung «Reformiertsein» statt. Die Ausstellung mit zwölf Statements von Personen unterschiedlicher Herkunft kann ab sofort von interessierten Kirchgemeinden gebucht werden.

Ausstellung. Alle Informationen
unter www.reformiertsein.ch