«Mama, sieh nur, ein Glace-Sarg!» Ein kleiner Bub vergisst für einen kurzen Moment sein Eis und schaut sich das Gefährt genauer an: ein batterieverstärktes Fahrrad mit einem zwei Meter langen massiven Vorbau, auf dem ein Sarg liegt. Vorsichtig tippt er auf das rohe Holz. «Ist da ein toter Mensch drin?» Ansonsten nimmt kaum jemand auf dem Stauffacherplatz im Berner Breitenrainquartier Notiz vom schweizweit ersten Bestattervelo. Lieber geniesst man die Köstlichkeiten aus der nahe gelegenen Gelateria.
Wie einst die Leichenkutsche
Hier, mitten im Leben, scheint der Anblick des Todes – auf einem Cargo-Fahrrad herangerollt – niemanden aus der Ruhe zu bringen. Gyan Härri, Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens Aurora, freuts. «Es ist Zeit, dass der Tod wieder sichtbar wird», meint er und zündet die Halogenlampen an, die den Sarg dezent beleuchten. Auch wenn Abschiednehmen immer traurig sei, könne die Verabschiedung doch positiv gestaltet werden. «Einst ging die Trauergemeinde hinter der Leichenkutsche her. Mit dem Bestattervelo ist das jetzt wieder möglich, zu Fuss oder auch per Velo, bei Bedarf direkt hinein in die Kapelle und weiter zum Grab.»