Krieg in der Ukraine, Energielücke und Corona. Die negativen Meldungen nehmen nicht ab.
Pater Anselm Grün: Man kann sich darüber ärgern oder dies als Herausforderung annehmen. Wir erhalten jetzt Impulse, um über das Leben nachzudenken und uns zu fragen, wo können wir sparen. Dieses Sparen bedeutet nicht Lebensverneinung, sondern bietet uns die Chance, mit gutem Gewissen zu leben. Das Entscheidende ist, dass wir uns nicht als Opfer fühlen. Das nimmt uns die Kraft. Wir können kreativ darauf antworten, indem wir neue Ideen entwickeln, wie wir mit weniger Energie umgehen. Die Krise ist Anlass, umzudenken und sich neue Fragen zu stellen, statt beim Alten zu verharren.
«Fürchtet euch nicht!», verkünden die Engel den Hirten auf dem Felde in der Weihnachtsgeschichte. Fehlen heute solche Engel?
In der Tat, es gibt heute viele Unheilsengel und wenige Engel, die Hoffnung vermitteln.
Wäre das Aufgabe der Kirche?
Ja, die Kirchen sollen die Probleme aber nicht mit frommen Phrasen zudecken. Die Kirche hat die Aufgabe, die Welt zu sehen, wie sie ist, und trotzdem zu hoffen, dass sie sich wandeln kann.
Für viele, die Ihre Bücher lesen, verbreiten Sie Hoffnung. Wo nimmt Pater Anselm Grün seine Hoffnung her?
Ich glaube einfach, dass Gott uns nicht alleine lässt. Sein Geist ist unter uns, auch wenn wir ihn oft nicht spüren. Er ist da.
Warum fällt es heute vielen Menschen so schwer zu glauben?
Weil ihnen die Worte der Kirche fremd geworden sind und sie meinen, sie müssten alle «Wahrheiten» der Kirche glauben. Sie verbinden Glauben mit altmodischen Vorschriften. Es geht nicht um die Worte, sondern Glauben heisst, sich für das Geheimnis zu öffnen, das uns übersteigt.