Noch vor zehn, fünfzehn Jahren durfte es auf keiner Todesanzeige fehlen, das Zitat aus einem Psalm oder einer anderen Bibelstelle. Nach und nach haben sich Trauernde dann auch mal für eine säkulare Quelle entschieden, und heute ist das Weltliche eigentlich Standard: eine Weisheit von Antoine de Saint Exupéry; eine Einsicht von Arthur Schopenhauer; ein Bonmot von Albert Einstein; Verse von Novalis; ein Zitat von Elisabeth Kübler-Ross; ein chinesisches Sprichwort.
Philosophen, Volksweisheit, Schriftstellerinnen und Wissenschaftler haben somit Jesus, Johannes, Paulus und Petrus nachhaltig aus den Kopfzeilen der Todesanzeigen und Leidzirkulare verdrängt. Ganz so, als hätte die Bibel und damit die Kirche ausgerechnet in einer jener Lebenssituationen, wo sie bisher eine unbestrittene Trösterrolle innehatte, ausgedient.