Die Frauenfussball-Europameisterschaft ist bald vorbei, und niemand hat sich für die Topspielerinnen interessiert. Anders im Tal des Lichts in Graubünden. Dort geniessen Frauen einen hohen Stellenwert. Und das hat Gründe. Das Val Lumnezia, mit 25 Kilometern das längste Seitental der bündnerischen Surselva, war im 14. Jahrhundert Schauplatz einer weiblichen Heldentat. 1352 haben wehrhafte Lugnezerinnen in der Schlacht bei Porclas das Tal des Lichts gegen die Grafen von Werdenberg-Sargans erfolgreich verteidigt. Die Gewinnprämien wurden zwar nicht an jene der Männer angepasst, aber immerhin durften die Frauen fortan auf der rechten Seite der Kirche in Pleif sitzen – da, wo sonst die Männer ihren Platz haben.
Üblicherweise thronen in den Kirchen und Kapellen Männerstatuen auf den Altären. Nicht so im Lugnez. In Degen sind es allein auf dem Hauptaltar sieben Statuen von heiligen Frauen – eine davon die heilige Margareta mit dem Fuss auf dem gebändigten Drachen, der für die Naturgewalt steht und sich ob der weiblichen Kraft lammfromm unterwirft. Auch andernorts gab es früher gefürchtete Frauen. Einige hundert Kilometer nördlicher – in Skandinavien – waren es die «sköldmö» (Schildmaiden), die Frauen der Wikinger. Sie kämpften ebenfalls todesmutig für ihre Kinder und Häuser.