Recherche 07. Dezember 2015, von Rita Jost

Votum gegen «normierte Kinder»

Fortpflanzungsmedizin

Das Referendum gegen das neue Fortpflanzungsmedizingesetz steht. Damit muss das Volk nochmals über medizinische Untersuchungen an Embryonen entscheiden.

Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben im Frühsommer bereits den Verfassungsartikel 119 gutgeheissen. Dieser ermöglicht die so genannte Präimplatationsdiagnostik (PID). Das Gesetz dazu – es regelt den Anwendungsbereich bzw. die Ausnahmen (siehe Infotext am Ende) – war bereits vor der Abstimmung in den eidgenössischen Räten durchberaten und gutgeheissen worden. Es trat jedoch noch nicht in Kraft, da eine halbjährige Referendumsfrist galt.

Zu weit gesteckt. Insgesamt 18 Organisationen haben sofort nach Annahme des Verfassungsartikels mit der Unterschriftensammlung gegen das Gesetz begonnen, darunter die beiden grossen konfessionellen Frauenorganisationen, die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) und der Katholische Frauenbund (SKF), sowie Vertreter verschiedenster Parteien, Gentechnologiekritiker und Behinderten-Organisationen.

Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen den weit gesteckten Anwendungsbereich. Nicht nur im Fall einer vererbbaren Krankheit soll PID angewendet werden dürfen, sondern auf Wunsch bei allen in-vitro gezeugten Kindern.

Keine Normierung. Darin sehen die evangelischen und die katholischen Frauen eine Gefahr: «Da sollen Menschen, die nicht der Norm entsprechen, aussortiert werden», sagt Dorothea Forster, Co-Präsidentin des EFS. Diese Möglichkeit erhöhe den Druck auf Paare, alles zu unternehmen, damit sie ein Kind bekommen, das den gesellschaftlichen Normen entspreche.

(Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».)

Was ist PID?

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist ein Verfahren zur genetischen Untersuchung von Embryonen. Dieses muss in den ersten Tagen nach der Zeugung durchgeführt werden und ist nur möglich, wenn die Befruchtung ausserhalb des weiblichen Körpers in einem medizinischen Labor erfolgt (im Rahmen einer «in vitro Fertilisation», IVF). Ziel der PID ist die Auswahl von Embryonen, die weder von den Eltern ererbte Voraussetzungen für eine bestimmte schwere Krankheiten noch besondere Merkmale in sich tragen, die eine erfolgreiche Schwangerschaft verhindern würden.