Der Dialog als Inspiration

Nachruf

Neugierig und diskussionfreudig brachte sich Ethikprofessor Markus Huppenbauer in Debatten ein. Am 23. Juli ist er ganz unerwartet gestorben.

Ein Gespräch mit Markus Huppenbauer verliess man immer inspiriert und beschwingt. Der Ethiker interessierte sich für vieles und debattierte leidenschaftlich gerne darüber. Vom Transhumanismus bis zu den umstrittenen Thesen des Psychologen Jordan Peterson, von Theologie und Kirche bis zum Fussball, wo er als Basler Bürger dem FCB die Daumen drückte.

Die Lust an der Debatte, zuweilen auch an der Kontroverse, blieb gepaart mit Menschenfreundlichkeit und Humor, der eine gesunde Distanz zu sich selbst garantierte. Verbissenheit und Kulturpessimismus waren Huppenbauer fremd.

Wissensdurst statt Kulturpessimismus

Geleitet von wissenschaftlicher Neugier, reagierte der Ethiker skeptisch, wenn technische Innovationen wie die künstliche Intelligenz vorschnell zurückgewiesen wurden. Lieber fragte er, ob Gott nicht durch Maschinen sprechen könne, wenn sein Wort doch auch in der Schriftauslegung lebendig werde.

1958 in Klosters geboren, verbrachte Huppenbauer fünf Kindheitsjahre in Ghana. Seit den 1870er Jahren war seine Familie dort über mehrere Generationen für die Basler Mission tätig. Später studierte er in Zürich Philosophie und Theologie. Huppenbauer promovierte mit ­einer Arbeit über «Mythos und Subjektivität» und leitete von 1992 bis 1996 die Evangelische Studiengemeinschaft in Zürich. Danach arbeitete er vier Jahre für die Abteilung Bildung und Gesellschaft der Reformierten Landeskirche Zürich.

Gegen den Strich

Zuletzt war Huppenbauer Direktor des Zentrums für Reli­gion, Wirtschaft und Politik an der Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte waren die Wirtschaftsethik und Fragen der ethischen Entscheidungsfindung. Intensiv beschäftigte sich der Professor ausserdem mit Digitalisierung und Religion.

Zum Nachdenken über Gott und die Welt gehörte für Huppenbauer, «immer wieder gegen den Strich zu bürsten». Nicht zuletzt deshalb befasste er sich in einer Vorlesung mit den «12 Rules for Life» von Jordan Peterson. Mit dem Kämpfer gegen die politische Korrektheit verband ihn wohl zudem, dass er den einzelnen Menschen ins Zentrum stellt.

Auch in seiner Wirtschaftsethik, die Huppenbauer im Buch «Leadership und Verantwortung» auf den Punkt brachte, zog er die Selbstverpflichtung der Unternehmen staatlicher Regulierung vor und warnte vor der Verrechtlichung der Moral. Darin spiegelte sich weniger eine liberale Ideologie als das Vertrauen in die Lernfähigkeit des Menschen. Mit einfachen Antworten gab sich er nicht zufrieden, über kluge Gegenargumente freute er sich.

Feiern ist eine gute Tat

Der Mensch sei mehr als ein moralisches Wesen: «Feiern, tanzen, die Gemeinschaft beim Essen: Das und vieles mehr ist in sich selbst wertvoll», betonte Huppenbauer in einem Interview mit «reformiert.». Er verwies auf Jesus, der sich salben lässt und den Protest der Jünger, die das teure Öl lieber verkauft und den Erlös den Armen gespendet hätten, zurückweist (Mk 14,6).

Huppenbauer war mit Pfarrerin Christina Huppenbauer verheiratet. Am 23. Juli ist er im Alter von 62 Jahren zu Hause in Baden völlig unerwartet gestorben.