Wild verweist auch auf
neue Verfahren, die Raffinerien entwickelt haben, um die Herkunft von
Gold zu überprüfen, etwa durch genaue Untersuchung der Zusammensetzung
des angelieferten Materials. Zudem können Goldbarren mittels neuer
Technologie gekennzeichnet werden, sodass sich ihr Weg auf dem Weltmarkt verfolgen lässt. Verfahren mit Potenzial, findet Mark Pieth.
Er sagt
aber: «Allein die Herkunft des Goldes zu wissen, reicht nicht.»
Entscheidend seien Kontrollen vor Ort. «Wie leben die Menschen dort,
gibt es Kinderarbeit, wird mit Quecksilber oder umweltverträglich
abgebaut?»
Die Risiken minimieren
Der Chef der Raffinerie Argor-Heraeus, Robin Kolvenbach, beteuert,
Kontrollen in den Minen fänden regelmässig statt. Der 37-Jährige ist
seit dem Frühjahr am Ruder und gilt als Vertreter einer neuen
Generation in der Branche, welche die Nachhaltigkeit vermehrt in den
Fokus nehmen will. «Die internationalen Regulierungen sind nur die Basis für eine verantwortungsvolle Verarbeitung von Gold, bei Argor-Heraeus
gehen die internen Richtlinien weit darüber hinaus», sagt er.
Die Raffinerie in Mendrisio bemüht sich stark, die Risiken zu begrenzen:
Sie verarbeitet vor allem Gold aus industriellen Minen oder setzt im
Kleinbergbau auf Minen, welche die Label «fairtrade» oder «fairmined»
tragen. Die Firma legt Vorsicht an den Tag, doch Kolvenbach weiss: «Ein
Restrisiko bleibt.»
«Fehler können passieren, wir müssen aus ihnen lernen»
Auch Wild, langjähriger Argor-Heraeus-Chef, räumt ein: «Fehler können passieren, wir müssen aus ihnen lernen.» Mit
Blick auf das Amazonasgold sehen Experten etwa folgende Probleme: Was,
wenn eine industrielle Mine Gold fragwürdiger Herkunft beimischt? Oder die Zwischenhändler die Herkunft falsch deklarieren, etwa längst
inaktive Minen angeben? Derartige Fälle beschäftigen bereits die
brasilianische Justiz.
Die Raffinerien
lehnten immer wieder Geschäfte ab, die bei Due-Diligence-Prüfungen
auffallen, sagen Wild und Kolvenbach. Für dubioses Gold habe es in der
Schweiz keinen Platz, betont Wild. Der komplette Abbruch von
Geschäftsbeziehungen aus ganzen Regionen gilt dennoch nur als Notlösung. Schliesslich sind die Menschen vor Ort auf ihre Arbeit angewiesen.
Ausserdem dürfte das Gold auf anderen Wegen in den Weltmarkt gelangen,
da man sich etwa in China, Indien oder den Golfstaaten weniger um
Nachhaltigkeit oder Herkunft sorgt.