Schwerpunkt 21. September 2021, von Christian Kaiser

Allein in der Schule des Lebens

Einsamkeit

Ein Tagebuch erzählt von der Eremitenwoche auf der Alp Flix und von Nebel und Licht, Trägheit und Aufbruch, Euphorie und Trauer, Gott, Selbstgesprächen und der sprechenden Natur.

Mein Ziel ist die Kapelle Son Roc auf 2000 Metern über Meer mit einer zellenartigen Einsiedlerwohnung darin. Seit Jahrhunderten ziehen sich Gottsuchende von der Welt zurück. «Jesus sagte: Selig sind die Einsamen und Auserwählten, denn ihr werdet das Reich finden, weil ihr daraus seid (und) wieder dorthin gehen werdet.»

Was ist dran am Spruch 49 des Thomas-Evangeliums? Eine Woche lang will ich darauf hoffen, dass mir die Einsamkeit ein paar ihrer Wahrheiten entfaltet. Dafür gilt es, sie gegen mögliche äussere Einflüsse zu verteidigen: kein Handy, kein internetfähiger Laptop, keine Unterhaltungen mit Wandervögeln, keine Res­taurantbesuche.

Samstag, 24. Juli 2021

Heute ist packen angesagt. Und Abschiede. Die Menschen, die einem nahestehen, müssen wissen, warum sie nichts von einem hören werden. Ich habe lange nicht mehr mit so vie­len Leuten kommuniziert wie auf dem Weg in die Einsamkeit. Ein besonderes Projekt habe ich mir vorgenommen, finden sie: acht Tage allein auf einer Alp! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und seine Lieb­lingsgewohnheit ist Geselligkeit. Sart­re sagte: «L’enfer, c’est les autres» (die Hölle sind die anderen), und ich war phasenweise versucht, ihm recht zu geben. Heute, mit 52, habe ich mehr Angst vor dem Vereinsamen und dem Verlust von Men­schen, die mir nahestehen, als je zuvor.

Ich versuche mich beim Packen zu beschränken. Das Bestimmungsbuch muss mit, wer seine (botanischen) Nachbarn kennt, ist nie einsam. Ausserdem bin ich überzeugt, dass man Gott am ehesten in der Na­tur findet. Was ist mit Literatur? Ich packe zwei Schriften von Vor-Gängern in die Einsamkeit ein: Henry David Thoreaus «Walden», Rousseaus «Träumereien eines einsamen Spaziergängers». Solange ich Anregungen habe, um über die Einsamkeit nachzudenken, macht sie mir keine Angst. Mein Chef hat mir vorgeschlagen, die Herrnhuter Losungen mit auf den Berg zu nehmen. Auch diese biblischen Tagessprüche werden mich begleiten.

Sonntag, 25. Juli 2021

Es dauerte zwölf Stunden, bis ich endlich hier war. Am Obersee hatte eine eisige Gewitterfront tonnenweise Hagel abgeladen. Mein Zug kam nur bis Pfäffikon, von da versuchte ich den unter Wasser stehenden Schienendamm per Postauto zu umfahren. Die erste Lektion auf dem Weg in die Einsiedelei: Geduld.

Ich war versucht, Sartre recht zu geben, die Hölle seien die anderen. Heute habe ich Angst vor dem Ver­einsamen, dem Verlust von Leuten, die mir nahestehen.

Nun bin ich auf der Alp Flix: Das steinerne Kirchlein bauten die Wal­ser vor 700 Jahren. Wesentliches bleibt bestehen, Wandel hin oder her. Die Losung für heute lautet: «Handelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.»

Wir sollen als Kinder des Lichts wandeln, nicht mit Lichtgeschwindigkeit alles verwandeln. Vielleicht bekomme ich eine Vorstellung davon, wie die Walser gelebt haben, bevor sie von hier wegzogen ins Tal. Das war nach der Pest. Das Leben war wohl einfach zu hart auf dieser Höhe. Die Kapelle ist dem Pestheiligen Rochus geweiht.

Ich liege auf der Matratze unter dem Dach, blicke auf Steingemäuer und Dachbalken aus entrindeten Kie­­fernstämmen. Den einzigen Ausblick bildet eine rosettenartige Einlassung im Gemäuer. Seit letztem Herbst, als in die Kapelle Son Roc die kleine Einsiedlerwohnung ein­gebaut wurde, schützt auf der Innenseite eine Scheibe vor Zugluft.

Montag, 26. Juli 2021

Es war eine unruhige Nacht. Einmal läutete der Wecker des elektrischen Backofens. Ich hatte ihn wohl gestellt, als ich versuchte, die Uhr einzustellen. Um den Alarm auszuschalten, musste ich die Aluminiumleiter in die Küche hinuntersteigen. Der Laptop zeigt weiterhin das Datum 1. Januar 2001. Er lässt sich nicht umstellen. Ich stecke in einem Funk- und Zeitloch.

Ich sitze in der kleinen Stube. Ein Holztisch, vier Stühle, ein Sofa, ein schmaler Einbauschrank mit Geschirr und einem kleinen Kühlschrank. Zwei Fensterchen sind im Holztäfer eingelassen. Sie geben etwas Blick frei auf die Hochebene. Durch das Guckloch beim Tisch blicke ich über das Hochmoor voller Riedgräser auf einen Hof bei Salategnas. Die Ufer der Wasserläufe im Sumpf zeichnen blühende Meisterwurzstauden nach. Der Wind schiebt graue Wolkenfelder über die Bergkämme, ab und zu beleuchten Sonnenstrahlen den Naturgarten rund um meine Zelle.

Orkanartige Böen unterdrücken meine Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen. Wenn ich die Fenster öffne, wehen Fetzchen von Wollgras herein. Die alten Holzwände hüllen mich kuschelig ein. Mir steht der Sinn nach liegen und sinnieren.

Als ich gestern Abend hier ankam, öffnete ich die Bibel auf dem Tisch auf einer zufälligen Seite und las im Markus-Evangelium: «Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.»

Etwas weiter hatte jemand mit Blei­stift eine Stelle angezeichnet: «Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.» Ich fragte mich, ob die Wolken, die in diesem Sommer ihren Ballast auf uns abwerfen, eine Mahnung sind, wieder mehr auf den Sohn zu hören. Wenn es so weitergeht, werde ich viel Gelegenheit haben, den Wol­ken zu lauschen.

Bei den weisshaarigen Samenstände von Anemonen frage ich mich, ob ich schon dazugehöre, zur Garde der weissen Alten, die nichts mehr zu sagen haben sollen, weil sie diese Welt nicht zu einem besseren Ort gemacht haben.

Ich bin allein, aber in Gesellschaft der Buchstaben aus der Bibel und in der Tradition der Eremiten, in Son Roc und anderswo. Das Honigglas im Küchenschrank trägt auf dem Deckel die Aufschrift «Echter Deutscher Honig aus der Einsiedelei Berg Sion». Die Bibel hat ein «P. Jeremias Marseille» deponiert und hineingeschrieben: «Diese Bibel wurde mir von Sr. Fabienne Bucher (Eremitin in St. Gallen) mitgegeben, um sie für Einkehrende hier in Son Roc liegen zu lassen.» Daneben ein blauer Stempel: «Eremo Bruder Klaus in Niederteufen». Es gibt noch unzählige Einsiedeleien und echte Eremitinnen, von denen ich nichts weiss.

Später erspähe ich durch mein Guck­­loch zum ersten Mal ein grösseres Wol­kenloch. Ich wage mich nach draussen. Der Kanonensattel scheint ein passendes Ziel nach all dem Don­ner. Als ich mich dem Sattel nähere, stehen dort haufenweise «alte Män­ner» in der Wiese herum. Es sind weisshaarige Samenstände von Anemonen, und ich frage mich, ob ich schon dazugehöre, zur Garde der weissen Alten, die nichts mehr zu sagen haben sollen, weil sie diese Welt nicht zu einem besseren Ort gemacht haben.

Ein Murmeltier pfeift mich aus den Gedanken. Der Pfiff gilt nicht mir, sondern dem Adler über mir. Er dreht ab und sticht hinunter Rich­tung Julierpassstrasse. Es tröpfelt wieder, und ich kehre um.

Im Selbstbedienungsbiohofladen kaufe ich ein Stück Alpkäse, etwas Fleisch sowie eine «Flixer Weisheits­salbe nach Grossmutters Rezept». Ich werde sie mir zur Nacht in den Schnurrbart und an die Schläfen schmie­ren und darauf hoffen, im Schlaf zum einsamen Meister der Weisheit zu werden.

Als ich heimkomme, beleuchten die Sonnen­strah­len durch ein Wolkenloch mein windschiefes Kapellchen. Zum ersten Mal nehme ich es in seiner Ganzheit wahr.

Dienstag, 27. Juli 2021

Am Morgen lese ich in Rousseaus «Träumereien eines einsamen Spaziergängers». Rousseau wohnte mit­ten in Paris und «lechzte nach dem Land und der Einsamkeit». «Aber bis ich dort bin und frei atmen kann, muss ich weit laufen, und un­terwegs lauern womöglich tausend Dinge, die mir das Herz beklemmen.» So fühle ich mich heute. Die Seele scheint langsam nachzukommen – zu meinem Körper und Geist, die vorausgelaufen waren – und dem Bewusstsein vorzuhalten: «Schau her, das gehört auch zu dir, vergiss das nicht, die Hektik deiner vollen Tage hat ihren Preis.»

Die Begegnungen der letzten Wo­chen klopfen an die Tür. Misserfolge, unerfüllter Ehrgeiz, Konflikte. Man muss es aushalten können mit dem Menschen, den man mitnimmt in die Einsiedelei.

Kürzlich lernte ich eine Frau ken­nen, die seit Jahren allein wohnt und lautstark Selbstgespräche führt. Sie unterhält sich vorzüglich dabei. Schmiedet Pläne, bespricht Projekte, findet Lösungen. Sie hat eine Art Coach an ihrer Seite, der Rat weiss in jeder Lebenslage. Jetzt beneide ich sie. Damit ich mich nicht verliere, hilft es, mich festzuhalten an dem, was ist: die Einsiedelei aufräumen, Vorräte begutachten, Menüpläne schmieden.

Mittwoch, 28. Juli 2021

Ich nehme jedes Geräusch wahr. Das Ticken meiner Armbanduhr, das Klicken des elektrischen Heizkörpers, sogar die Spannung der Stromsparlampe. Manchmal innere Töne. Ein Summen zwischen den Ohren. Meine Grossmutter sagte, das sei ein Zeichen, dass jemand – in dieser oder in einer anderen Welt  – an einen denke. Ist man nicht immer mit jemandem verbunden?

Damit ich mich nicht verliere, hilft es, mich fest­zuhalten an dem, was ist: die Ein­siedelei auf­räumen, Vorräte begut­achten, Menüpläne schmieden.

Die beiden Tageslosungen lauten: «In Gottes Hand ist die Seele von allem, was lebt», «Denn in ihm leben, weben und sind wir.» Leben und sein in Gott, das war wohl seit jeher die Kernaufgabe des Eremiten. Aber wie ist das mit dem Weben zu verstehen? Das Weben der Verbindungen zwischen den Seelen als Teilen der grossen Weltseele, die in Gottes Hand liegt? Und wenn Ja: Kann man das auch in der Einsiedelei? Ich werde diese Frage auf einen Meditationsgang durch den Nebel nehmen und mir vorher etwas Weisheitscreme einreiben.

Durchs Fenster sehe ich einen Va­ter mit seinem Sohn das Tobel hinaufsteigen. Wehmut beschleicht mich. Ich vermisse meinen Sohn. Nicht nur physisch und jetzt. Mir fehlen die Unternehmungen, die ich nicht mit ihm unternahm, als er klein war. Jetzt ist es zu spät. Ich verspüre die Knappheit der Zeit: Acht Tage Einsiedelei sind zu wenig, 14 Jahre Kindheit sind zu knapp, um schon loszulassen. Meine Seele ist verwoben, ob ich will oder nicht. Sich ganz unabhängig zu ma­chen von den anderen Menschen, das lässt Gott, der grosse Weber, nicht zu.

Die zwei Kälber und zwei Esel in der Weide ums Haus sind empfänglich für Streicheleinheiten. Der schwarze Esel lässt sich hinterm Ohr kraulen und ein paar Sachen hineinflüstern. Das Stierchen mag es, wenn ich es an der Stirn zwischen den Hörnern kratze.

Ein Bänkchen, das genau auf Son Roc ausgerichtet ist, gibt auf meiner Abendrunde die schönsten Ansichten der Kapelle preis. Das Sonnenlicht vermengt sich mit den Ne­belschwaden, die aus dem Tal heraufziehen. Vor mir spielt sich ein stetes Weben von immer neuen Landschaftsbildern ab. Der Nebel löst sich auf, dazwischen zeigt sich ein kitschiges Himmelblau.

Donnerstag, 29. Juli 2021

Richtig allein scheine ich nie, verschiedene Ichs melden sich: Mein innerer Teufel und der innere Engel duellieren sich. All die Hüte, die ich aufhabe, parlieren munter drauflos: der Vater mit dem Lehrer, der Partner mit dem Liebhaber, der Naturforscher mit dem Laientheologen. Einer, der einen ähnlichen Versuch startete, aber ein ganzes Jahr lang, schrieb: «Mir standen so viele Ichs im Weg, dass ich abends manchmal einen Rundgang durch den Wald machte, um ein wenig allein zu sein.»

Heute wurde ich kurz vor sieben von schrillem Gepiepse geweckt. Durchs Loch im Gemäuer guckte ein Falke hinein und drückte sich an die Scheibe! Sollte ich ihm öffnen? Es war wohl eher ein Zeichen, aufzubrechen in einen wolkenlosen Tag. Gestern Abend hatte ich beschlossen, heute den Piz Colm zu besteigen. Auf Spanisch heisst der Wanderfalke «halcón peregrino», Pilgerfalke, das gefiederte Tier war mein Wecker in einen Pilgertag.

Schon während des Aufstiegs beschleicht mich Trauer. Ist es vom ei­sigen Wind, der mich abkühlt? Durst? Zeit für eine Pause. Ich suche ein geschütztes Plätzchen hinter einem Steinbrocken. Doch es zieht aus allen Himmelsrichtungen. Ein sonderbarer, melancholischer Tag, dabei wäre dieser Sonnentag doch ein Grund zum Jubeln nach all dem Regen! Das Ankommen auf dem Gipfel ist unspektakulär, obwohl sich ein Weitblick ins Tal auftut. Beim Abstieg jubiliert über den Weiden wenigstens eine Lerche.

Je näher ich der Kapelle komme, desto besser fühle ich mich. Ich läute die Glocke, zünde acht Ker­zen an und begehe eine kleine Feier für mich allein.

Je näher ich meiner Kapelle komme, desto besser fühle ich mich. Angenehm müde, die Schwermut vom Mittag ist wie weggeblasen. Ich freue mich auf das Highlight des Tages: Wie immer läute ich zum Abschluss um neun die Glocke mit dem alten Hanfseil, zünde acht Kerzen an und begehe eine kleine Feier für mich allein. Spiele die Hirtenflöte oder singe. Die Akustik ist grandios. Zuvorderst das goldumrandete Altarbild: Die Heiligen Placidus und Blasius schauen zu Maria auf, welche Engel umkreisen.

Der Heilige Rochus mit Hirtenstab und Schäferhund wacht als geschnitzte Holzfigur auf der linken Seite. Das Kirchlein wächst mir ans Herz. Ich beschliesse den Tag mit einer selbst kreierten Losung: «Das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der spät am Abend erfüllt Feierabend macht und seine Kapelle verschliesst.»

Freitag, 30. Juli 2021

Der Falke kam heute dreimal, bis ich endlich aufstand. Ich höre Stimmen rund ums Kirchlein. Zeit, aufzuschliessen. Kapellen sind für alle da. Heute ist ideales Wanderwetter, und erst jetzt wird deutlich, dass meine Einsiedelei an einer Wander­route liegt. Menschen kommen und erzählen mir ungefragt ihre Geschichten. Will der Einsiedler weder drinnen verschmoren noch die alte Sitzbank vor der Kapelle gegen unbestellte Gesellschaft verteidigen, muss er aufbrechen.

Am Abend sitze ich vor der Kapel­l­e. Ein Gewitter kracht ennet dem Tal. Ich höre dem Wind zu, wie er hoch in den Grashalmen pfeift und dumpf im Gebüsch der Wacholdern rauscht. Sehe, wie er die Halme im Tremolo erzittern lässt, dann für einen langen Takt ganz flach legt. Das Brausen auf meinem Gang hat mich tüchtig durchgeblasen, ich weiss wie­der, was mich ausmacht.

Vor einer halben Stunde klaubte ich einem Shetlandpony den halben Wald aus der fettigen Mähne: Lärchenästchen, Flechten, Wacholdernadeln, Heidelbeerblättchen. So geht Leben: Es ist eine einzige Lektion in Achtsamkeit. Ich bin sein (mal gelehriger, mal grottenschlechter) Schüler. Ich bin glücklich!

Samstag, 31. Juli 2021

Erstmals schlief ich hier tief und lange. Der Schönwetterfalke kam nicht. Ich nehme Dinge wahr, die mir bisher nicht auffielen: dass auch der graue Esel ein Glöckchen trägt; dass der Kaffee fast überschwappt, weil der Holzboden so federt; dass der Tisch wackelt, wenn man sich setzt. Ich höre das Geschnatter der Enten beim Hof drüben und den Pfau. Beim Frühstückrichten führe ich erste Selbstgespräche.

Was bleibt von diesem Aufenthalt hier? Ein paar Mysterien, zum Glück. Rilke schrieb, man solle die Fragen lieben, vielleicht wachse man fragend eines Tages in die Antworten hinein. Wer hat hier den Grundstein gelegt, nach welchem Sonnenstand? Was wollte der Falke von mir? Und: Habe ich eine Ahnung vom Reich der Einsamen erhalten? Hat Grossmutters Weisheitssalbe vielleicht etwas gewirkt?

Sonntag, 1. August 2021

Erneut krachten heute Nacht heftige Berggewitter über dem Dach. Das Wasser lief sogar über die Türschwelle. In der Kapelle übernachteten zwei junge Wanderer. Mitten im Wolkenbruch suchten sie nachts um zehn ein Dach über dem Kopf. Ich goss ihnen einen heissen Kräutertee auf, und wir teilten uns eine Flasche Röteli, bevor sie Matte und Schlafsack vor den Sitzbänken in der Kapelle ausrollten.

Am Morgen, nachdem ich den Na­tionalfeiertag eingeläutet hatte, brachte ich ihnen Nescafé, und sie teilten Nusstorte und Alpkäse mit mir. Mit ihnen zelebrierte ich das Fastenbrechen der Einsamkeit.

Dann wird es schon Zeit zum Auf­bruch, zurück in die Stadt, wo am Abend ein geselliges Beisammensein auf mich wartet.