«Ich fand es genial, als die Impfung im Januar 2021 kam. Noch nie hatten so viele Institutionen und Personen so intensiv an einem Impfstoff geforscht. Für mich war klar, dass ich der Wissenschaft vertraue und mich impfen lassen würde. Meine Haltung war beeinflusst durch Gespräche mit meiner Hausärztin und ihrem Ehemann, einem Mikrobiologen. Beide sind Freunde von mir und meinem Partner.
Das Schlimmste in der Pandemie waren für mich die Ohnmacht angesichts des Leids auf der ganzen Welt und die Trauer darüber, dass so viele Menschen sterben mussten. Persönlich bin ich gut durch die Pandemie gekommen. Ich fühlte mich kaum eingeschränkt und hatte auch nie Angst vor dem Virus. Mir war das Privileg, in der Schweiz zu wohnen, stets sehr bewusst.
Es begann mit der Maske
Während des Lockdowns telefonierte ich noch regelmässig mit meiner älteren Schwester. Mit ihr war ich 49 Jahre lang in allen grundsätzlichen Betrachtungsweisen einig.
Von meinen Geschwistern stand sie mir stets am nächsten. Erste Differenzen kamen mit der Maskenpflicht im Sommer 2020. Sie weigerte sich, eine Maske zu tragen. Zunächst begründete sie dies mit einem persönlichen Trauma, das sie durch eine Narkosemaske in der Kindheit erlitten habe. Das konnte ich noch verstehen. Doch dann sagte sie, die Maske gefährde die Gesundheit, sie begann, mir Vorwürfe zu machen, da ich die Maskenpflicht nicht hinterfragte. Sie habe von mir erwartet, ich sei ‹revolutionärer›.