Spezial 02. Februar 2022, von Hans Herrmann

Salome

Von Adam bis Zippora

Wie linderte David die Depressionen von König Saul? War Maria Magdalena die Geliebte von Jesus? «reformiert.» stellt biblische Gestalten vor.

Salome – dieser Name steht für einen Schleiertanz und Verführungskunst, aber auch für Verruchtheit und Mord. Was stimmt hier nicht? Fast alles. Erstens: Die Bibel nennt den Namen der jungen Frau nicht. Zweitens: Der Schleiertanz war im damaligen Orient unbekannt. Drittens: Die Tänzerin ist keine Mörderin.

Die Bibel erzählt die Geschichte, die zum Tod des Predigers und Täufers Johannes führte, an zwei Stellen (Mt 14,1–12; Mk 6,14–29). Der König Herodes heiratete seine Schwägerin Herodias und zog damit die Kritik des Täufers auf sich. Die Frau wollte den heiligen Mann töten lassen, aber der König setzte ihn nur gefangen.

An Herodes’ Geburtstagsfeier tanzte die namentlich ungenannte Tochter der Herodias vor den Tafelnden. Der entzückte Herrscher belohnte die Tänzerin mit einem freien Wunsch. Ihre Mutter Herodias flüsterte ihr ein, den Tod des Täufers zu wünschen. Die Tochter gehorchte, der König hielt sein Versprechen und liess, widerwillig, Johannes enthaupten.

So weit die Bibel. Die Nachwelt erfand für die Tänzerin den Namen Salome, aus dem Tanz wurde ein Schleiertanz, und das manipulierte Mädchen mutierte in der Überlieferung zur verschlagenen Edeldirne – nicht zu verwechseln übrigens mit der gleichnamigen Jüngerin Jesu.