Die Geschichte der Töchter Lots handelt gleich von einem doppelten Tabubruch. Als Lot zwei Fremde im Zeichen der Gastfreundschaft bei sich aufnahm, zog er die Wut der Stadtbevölkerung Sodoms auf sich. Als der Mob vor seinem Haus die Herausgabe der beiden Fremden forderte, bot Lot stattdessen seine Töchter an:
«Seht, ich habe zwei Töchter, die noch von keinem Mann wissen. Die will ich euch herausgeben, und dann macht mit ihnen, was gut ist in euren Augen» (1 Mose 19,8).
Diese Stelle wird unterschiedlich interpretiert. Mal lautet die Erklärung, nach damaligem Kodex sei das Gastrecht höher als die Familienehre gewichtet worden, mal heisst es, Lot wollte den Bewohnern seiner Stadt die Chance geben, sich doch noch von ihrer guten Seite zu zeigen.
Nachdem Lot wegen der bevorstehenden Zerstörung der Stadt geflohen war, liess er sich mit seinen Töchtern in einer Höhle nieder. Da keine Männer mehr im Land waren, beschlossen die Töchter, den Vater betrunken zu machen, um mit ihm Nachfahren zu zeugen. Aus diesem Inzest gingen Moab und Ben Ammon hervor, die Stammväter der Moabiter und der Ammoniter. Diese Erzählung diente wohl als Polemik gegen die als Feinde der Israeliten geltenden Völker.