Sie gehörten dem radikalen Flügel der Reformation an. Sie verwarfen die Kindertaufe und lehnten es ab, Eide abzulegen und Kriegsdienst zu leisten. Vor allem die beiden letzten Punkte taxierte die Berner Regierung als staatsfeindlich – und blies nach der Durchsetzung der Reformation 1528 zur Hatz auf die Glaubensgemeinschaft der Täufer. Deren Angehörige zogen sich in ländliche Gebiete zurück, hauptsächlich ins Emmental und Oberland. Doch auch hier waren sie vor den Häschern der Staatsmacht nicht sicher. Sie wurden gefangen gesetzt, hingerichtet oder des Landes verwiesen. Viele wanderten in den Jura und ins Elsass aus, zudem nach Amerika, Preussen oder Russland. So wurden die Täufer zur internationalen Bewegung.
Die «bösen» Täufer. Das Schloss Trachselwald als ehemaliger Verwaltungssitz der gleichnamigen Berner Landvogtei ist mit den Geschicken und der Geschichte der Täufer im Emmental, wo sich bis heute Täufergemeinden halten konnten, eng verbunden. Im Schlosskerker sass einst so mancher Taufgesinnte und wartete wie ein Verbrecher auf seinen Prozess oder seine Verbannung. Nun soll das seit der kantonalen Bezirksreform 2010 leer stehende Gebäude ein Ort werden, an dem die bewegte Vergangenheit, aber auch die Gegenwart des Täufertums zur Darstellung gelangen. Eine regionale Arbeitsgruppe will hier eine Art Täuferzentrum einrichten, mit Zusatznutzungen, die Einnahmen generieren und mithelfen, den Betrieb auf dem Schloss sicherzustellen.
Geleitet wird die Arbeitsgruppe vom Emmentaler Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher als Vertreter des Kantons, dem das Schloss gehört. Vizevorsitzender ist Christian Kopp als Trachselwalds Gemeindepräsident. Eingebunden ist auch das mennonitische Zentrum Bienenberg. Wie das Vorhaben im Schloss genau aussehen könnte, ist noch offen. Zwei auf Projektentwicklung spezialisierte Firmen prüfen Möglichkeiten. Im Frühling sollen erste Ergebnisse vorliegen und von der Arbeitsgruppe diskutiert werden. Sagen kann Christian Kopp im Moment so viel: «Geplant ist kein theologisches oder spirituelles Zentrum, sondern ein Begegnungsort, an dem einer interessierten Öffentlichkeit das Täufertum erklärt und nähergebracht werden soll.» Ob vor allem museal oder eng kombiniert mit Anlässen unterschiedlichster Art wird sich zeigen. Eine Hauptattraktion wird jedenfalls der Turm bleiben, in dem die alten Gefängniszellen erhalten sind. So auch jene, in dem im Juni 1653 ein prominenter politischer Gefangener eingesperrt war: der später hingerichtete Emmentaler Bauernführer Niklaus Leuenberger.
Das liebe Geld. Ein Knackpunkt sind, wie so oft bei solchen Vorhaben, die Finanzen. Für die Realisierung rechne man im Moment mit einem Betrag von drei Millionen Franken, sagt der Trachselwalder Gemeindeschreiber Niklaus Meister. Für die Planung seien bereits Bundes- und Kantonsgelder in der Höhe von 64 000 Franken geflossen. Sobald ein konkretes Projekt vorliegt, geht es definitiv auf Geldsuche: Die Hoffnungen liegen auf dem Lotteriefonds sowie regionalpolitischen Fördergeldern von Bund und Kanton, Beiträgen von den Emmentaler Gemeinden und Zuwendungen von Sponsoren.
Auch mennonitische Kreise in den USA will man zu einer Mitfinanzierung bewegen, war hier bei einer ersten Sondierung aber nur mässig erfolgreich: Bevor sie sich eine Spende überlegen, möchten die täuferischen Heimweh-Emmentaler ausgereifte Pläne sehen. «Die drei Millionen lassen sich wohl nicht aufs Mal zusammenbringen, aber man kann ein solches Projekt ja auch Schritt für Schritt aufbauen», sagt Meister.
Die Verantwortlichen möchten noch diesen Spätsommer erste Entscheide fällen und wenn möglich im nächsten Jahr konkrete Schritte einleiten, auf dass die historische Stätte bald zu neuem Leben erwache.