Peter Wild: «Das ist ein ambivalentes Thema»

Selbstoptimierung

Der Theologe Peter Wild lehrt Meditation. Wichtig sei, nicht verbissen auf diesem Weg zu sein.

«Mir ist es sympathisch, wenn Menschen aus ihren Möglichkeiten und Talenten mehr machen wollen und sich fragen, wer sie im besten Fall werden möchten. Ich erkenne nichts Falsches darin, für neue Möglichkeiten offen zu sein und sich dabei auch – wieso nicht – von Trends inspirieren zu lassen. 

So gesehen, zähle ich mich also selber zu den Selbstoptimierern. Vor allem, wenn es darum geht, den Sinn des Lebens immer tiefer zu verstehen. Da möchte auch ich mich ständig verbessern. Mühe habe ich, wenn die Selbstoptimierung nur banale Klischees von schön, fit und leistungsfähig bedient. 

Die Balance finden 

Selbstoptimierung ist ein ambivalentes Thema. Das gilt sogar für die Meditation; diese ist ja ebenfalls eine Form von Optimierung. Einerseits sollten wir beim Meditieren idealerweise eine absichtslose Haltung einnehmen. 

Andererseits ist, um ihre Wirkung erfahren zu können, intensives, regelmässiges Üben angesagt, also auch ein Stück Absicht. Und wiederum gilt: Unsere Ziele sollten wir nicht verbissen angehen. Wir müssen genau hinschauen, was im Rahmen des Stimmigen für uns gut ist. Das geht meist nicht ohne Kompromisse. 

Die äusseren Lebensbedingungen kann man oftmals nicht verändern. Man kann jedoch ein Stück weit steuern, wie sehr man sich von ihnen bestimmen lässt.

Mit diesem Spannungsfeld gilt es umzugehen. Zum einen braucht es den Anspruch, den wir an uns stellen, um voranzukommen. Aber zugleich ist es sehr wichtig, aufmerksam und absichtslos zu bleiben, um zu erkennen, was das Meditieren mit uns wirklich macht. Denn das kann ja auch in eine ganz andere Richtung gehen als ursprünglich beabsichtigt. 

Sehr wichtig finde ich Pausen. Es braucht Pausen, auch im spirituellen Bereich. Momente, in denen wir ohne Ziel und Absicht etwas einfach nur geniessen. Im Alltag die Balance zwischen Einsatz und Erholung zu finden, ist zentral. Diese Balance verhindert, dass der Leistungsaspekt überhandnimmt. 

Mit leichtem Herzen 

Natürlich ist es nicht einfach, im turbulenten Alltag den Fokus auf die Spiritualität behalten zu können. Die äusseren Lebensbedingungen kann man oftmals nicht verändern. Man kann jedoch ein Stück weit steuern, wie sehr man sich von ihnen bestimmen lässt.

Als stark und tröstlich empfinde ich in diesem Kontext die Botschaft zur ‹Selbstoptimierung› im christlichen Glauben: Unabhängig davon, was ich leisten kann, bin ich von Gott schon angenommen. Darum kann ich mich mit leichtem und unverkrampftem Herzen bemühen, dem Angenommensein – vielleicht – noch mehr zu entsprechen.»