Von der möglichen Magie des Federballs

Seelentankstelle

Eigentlich ist es einfach ein Spiel wie viele andere. Genau das kann aber bei und nach der Praxis viel zurückgeben – trotz dem hohen Energieaufwand bei der Ausübung von Badminton.

Rund zwölfjährig erlebte ich zum ersten Mal in meinem Leben, was die sportliche Variante des leichtfüssigen Sommerspiels Federball heisst: Nämlich nicht mehr, möglichst oft hin- und herspielen zu können, bevor der Federball am Boden landet. Sondern vielmehr den Shuttle – wie das Flugobjekt auch heisst – auf der gegnerischen Seite zu Boden zu bringen: Im Schulsport besuchte ich meine erste Stunde im Badminton.

Das war der Auftakt von gefühlt unzähligen weiteren Stunden: Etwa 15 Jahre lang bis um die Jahrtausendwende gab ich mich mit Leib und Seele diesem Hallensport hin, mit Training und Matches in teils hoher Intensität. 

Wir präsentieren: Seelentankstellen

Wir alle kennen Orte, an denen wir im Alltag kurz innehalten und neue Energie schöpfen können. Oder Tätigkeiten, die uns beruhigen, erden und mit neuem Schwung weitermachen lassen. Die Berner Redaktionsmitglieder von «reformiert.» erzählen in dieser herbstlichen Serie von ihren persönlichen Seelentankstellen. Lassen Sie sich überraschen oder inspirieren! Weitere Beiträge finden Sie unten verlinkt.

Der Spielsport faszinierte mich. Das wettkampfmässige Federballspielen ist eine der vielseitigsten Sportarten. Schnelligkeit, Sprung- und Schlagkraft und Ausdauer zugleich sind Grundlagen. Weiter ermöglichen gute Technik im Schlagen und Laufen, also der gesamten körperlichen Bewegung, eine bessere Ausgangslage. Schliesslich gilt es, die gegnerische Seite permanent zu lesen und zu analysieren, Schwachstellen zu finden und diese möglichst auszunützen – und das alles mit Entscheidungen, die fast permanent in Sekundenbruchteilen gefällt werden müssen.

Dann trainierte und spielte ich nicht mehr, aus verschiedenen Gründen. Rund 25 Jahre liess ich meine noch vorhandenen Rackets (Schläger) in der Tasche stecken, von ein paar einzelnen Federballspielen im Garten abgesehen. Bis ich mich kürzlich wieder bei meinem «alten» Club anmeldete, um ins Training schnuppern zu gehen. Ich wollte mich wieder mehr bewegen (und Joggen finde ich langweilig).

Bringt Boden unter die Füsse

Nach dem ersten Schnuppern tat mir fast alles weh. Ich spürte unmittelbar meinen Körper; was er gut aushält, wo er an Grenzen stösst oder – gemäss Schmerzempfinden – darüber hinausgeht. Mir wurde deutlich direkter als im Alltag bewusst, dass (natürlich …) auch ich älter werde und dass sich das auswirkt auf meinen Körper – und damit mein Leben.

Und das soll nun eine Seelentankstelle sein? Für mich schon. In und neben der Arbeit verfolge ich das Geschehen auf der Welt relativ stark. Mich interessiert ganz vieles, und ich lasse mich – vor allem mit den heutigen fast unendlichen Informationsmöglichkeiten – gerne mitreissen, sauge Outputs in mir auf wie ein Schwamm. Und lasse mich dann mitunter nicht nur geistig, sondern auch emotional bewegen in einem Mass, das vielleicht manchmal zu viel ist.

Und dann geht es auf einmal einfach darum, diesen luftig leichten, fast lässig fröhlich wirkenden Federball in ein bestimmtes Ziel zu bringen, indem ich vor allem körperlich darauf einwirke.

Und dann geht es auf einmal einfach darum, diesen luftig leichten, fast lässig fröhlich wirkenden Federball in ein bestimmtes Ziel zu bringen, indem ich vor allem körperlich darauf einwirke. Das kann überraschend gut und simpel einen festen Boden verleihen. Und die unabdingbare Regenerationszeit danach fordert die Musse heraus, mich auf Wesentliches im Leben zu konzentrieren und auch dort meine Energie zu investieren. 

Da steckt für mich auch ein gerüttelt Mass Demut drin, und doch ist es ein sagenhaft gutes Gefühl.