Wo sich die gepflasterte Strasse in einer kühnen Windung von der historischen Burgdorfer Unterstadt via Staldenbrücke in die obere Altstadt schraubt, befindet sich inmitten der Strassenschleife eine kleine, mit fünf Linden bestandene und drei Sitzbänken ausgestattete Insel. Der runde Platz ist mit feinem Kies bestreut, der Umschwung mit Gras bewachsen.

Die Ruhe des verschwundenen Klosters im Staldenkehr
In Burgdorf, der Stadt an der Emme, gibt es einen fast magischen Rückzugsort – mitten im Strassenverkehr.
Rundherum windet sich die Strasse, in der Mitte lädt eine Lindengruppe zum Verweilen. (Foto: Hans Herrmann)

Wir präsentieren: Seelentankstellen
Wir alle kennen Orte, an denen wir im Alltag kurz innehalten und neue Energie schöpfen können. Oder Tätigkeiten, die uns beruhigen, erden und mit neuem Schwung weitermachen lassen. Die Berner Redaktionsmitglieder von «reformiert.» erzählen in dieser herbstlichen Serie von ihren persönlichen Seelentankstellen. Lassen Sie sich überraschen oder inspirieren! Weitere Beiträge finden Sie unten verlinkt.
Wer sich auf einen der Bänke im Staldenkehr setzt, das Rauschen der Linden auf sich einwirken lässt und den Blick in das kräftige Grün des nahen Kirchrains versenkt, erfährt bald einmal ein Gefühl der tiefen Entspannung und schwebenden Sorglosigkeit – trotz des Verkehrs, der um das Rondell herum zirkuliert. Hier zu sitzen, ist ein wirkungsvolles Mittel gegen die Hektik des Alltags.
Wo einst das Kloster stand
Dass diese kleine Oase eine derart intensive, fast hypnotische Ruhe verströmt, ist weiter kein Wunder. Ein paar Schritte vom Rondell entfernt stand einst das 1280 vom Grafengeschlecht der Kyburger gegründete Barfüsserkloster. Vielleicht befand sich exakt auf dem heutigen Staldenrondell der ehemalige Klostergarten als Hort der Stille und Erholung, vielleicht hat das kontemplative Leben der Mönche die Umgebung mit Beschaulichkeit imprägniert.
1823 wurde das Konventsgebäude abgerissen, fünf Jahre später der Staldenkehr erbaut, aber etwas von der alten sakralen Ruhe lebt an diesem Ort beharrlich weiter.