Gesellschaft 15. April 2024, von Veronica Bonilla Gurzeler

Ein urbaner Begegnungsort für die Bevölkerung

Diakonie

In den kommenden Monaten entscheidet sich, ob das Kirchgemeindehaus Wipkingen zum Haus der Diakonie umgebaut wird. Ein Volkshaus mit solidarischer Ausrichtung soll entstehen.

In der Stadt Zürich ist ein reformiertes Volkshaus mit Ausrichtung auf Gastfreundschaft und Solidarität geplant. Im Haus der Diakonie sollen sich die Menschen aus dem Quartier ebenso wohlfühlen wie Teilnehmende eines Arbeitsintegrationsprojekts oder Leute von benachbarten Firmen und Institutionen, die zum Lunch kommen. 

Vor vier Jahren hat die Zürcher Kirchenpflege für den Umbau des Kirchgemeindehauses Wipkingen einen Projektierungskredit genehmigt. Nun liegen die detaillierten Pläne und der Kreditantrag vor.

Für Konzept und die zukünftige Leitung ist die Streetchurch verantwortlich, die zur reformierten Kirche gehört. Seit bald 20 Jahren hilft sie Menschen, die aufgrund von Armut, Herkunft, Migration oder einer schwierigen Alltagssituation Unterstützung brauchen. Sie stellt niederschwellige Tagesstrukturen zur Verfügung wie Lern- und Jobcoachings, begleitetes Wohnen und eine tragende Gemeinschaft.

Ein wichtiges Standbein sind arbeitsintegrative Programme in der eigenen Sozialfirma. Berufseinsteigende erhalten hier einen Job, etwa in den Bereichen Reinigung, Gebäudeunterhalt, Umzüge oder Holzwerkstatt. 

Durchmischung angestrebt

Im Haus der Diakonie wird neu ein Gastronomiebereich eingerichtet mit Kaffeebar, Restaurant und Caterings an kulturellen oder kirchlichen Veranstaltungen im grossen Saal. Weil die Streetchurch bisher keine Erfahrung mit einem Restaurantbetrieb der Grösse hat, holt sie für das Konzept und die Umsetzung freischaffende Gastroprofis ins Boot. 

Geplant sind auch unterschiedliche Formen von Co-Working. Philipp Nussbaumer, Geschäftsleiter Streetchurch und Gesamtprojektleiter, wünscht sich, dass sich «die Nutzergruppen durchmischen».

Abstimmung im Herbst

Das Kirchgemeindehaus Wipkingen mit seinem weitherum sichtbaren Turm steht an der Rosengartenstrasse und ist unter Denkmalschutz. Die vor bald 100 Jahren erbaute Liegenschaft wird heute nur teilweise genutzt und von der Bevölkerung wird als Geisterhaus wahrgenommen. In Zukunft soll das Haus an sieben Tagen in der Woche belebt und zum Teil öffentlich zugänglich sein. 

Dafür muss das Gebäude umfassend saniert und an die Bedürfnisse der neuen Nutzung angepasst werden. 50,2 Millionen Franken sind für das Bauprojekt budgetiert.

Die Zürcher Kirchenpflege hat am 7. Februar den Plänen bereits zugestimmt. Am 27. Juni entscheidet das Zürcher Kirchgemeindeparlament über den Kredit, bei einem Ja kommt dieser am 22. September vor das reformierte Stimmvolk der Stadt Zürich. Der Baubeginn ist auf Anfang 2025 festgesetzt. 2027 soll das Haus bezugsbereit sein. 

Die Streetchurch wird mit dem Umzug von Aussersihl nach Wipkingen stark wachsen. Obwohl die Zahl der Angestellten von heute rund 50 dereinst auf bis zu 90 – bei einem durchschnittlichen Beschäftigungsgrad von 75 Prozent – steigen soll, verharrt das von der Kirchgemeinde Zürich bereitgestellte Globalbudget weiterhin bei drei Millionen Franken. 

«Die Vorgaben und das Ziel sind, alles, was mit Ausbau und Wachstum verbunden ist, zu refinanzieren», sagt Geschäftsleiter Philipp Nussbaumer. Die zusätzlichen Mittel einbringen sollen Gastronomie, Veranstaltungsmanagement, Vermietungen und Erträge von zuweisenden Stellen bei der Arbeitsinte-gration. 

Ausstellung zum Bauprojekt im Kirchgemeindehaus Wipkingen: jeweils 27. April, 4./11./25. Mai 2024 von 10 bis 14 Uhr. haus-der-diakonie.ch

Acht Kirchen ziehen um

Das Kirchgemeindehaus Wipkingen wird bislang unter anderem vom Zentrum für Migrationskirchen zwischengenutzt. Die acht evangelischen Kirchen werden in Zukunft in verschiedenen Kirchenkreisen Räume erhalten. Konkrete Details sollen im Mai bekannt werden. Für Grossanlässe sollen die Kirchen in Zukunft die Pauluskirche im Kirchenkreis sechs oder das dortige Kirchgemeindehaus nutzen können.