Versucht Stefan Müller seine Lage noch vor wenigen Monaten zu beschreiben, fällt ihm dieser Vergleich ein: «Es war, als sässe ich auf einer Goldgrube, aber mir fehlte die Schaufel, um den Schatz zu heben.» Müller, der eigentlich anders heisst, sitzt am Tisch der Bürgschafts- und Darlehensgenossenschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden (Büda) und erzählt, wie ihn eine eigentlich erfreuliche Erbschaft fast die Existenz gekostet hat.
Der selbstständige Grafiker hatte sein Elternhaus geerbt. Gern hätte er es verkauft, doch er konnte es sich nicht leisten, die Arbeit zu reduzieren, um es auszuräumen. Dann stand eine kostspielige Heizungsreparatur an, neben den laufenden Unterhaltskosten. «Ich hatte Angst, meine Miete nicht mehr zahlen zu können oder die Krankenkassenprämie.» In seiner Not bemühte er sich um einen Bankkredit, doch wegen seines geringen Einkommens hatte er keine Chance. «In solchen Fällen kommen meist nur noch fragwürdige Finanzinstitute mit horrenden Zinsen infrage», sagt Büda-Geschäftsführerin Martina Köchli-Wyss. Bleibt man beim Goldgruben-Bild, hat sie Müller die Schaufel gereicht. Als sich der Grafiker meldete, Unterlagen einreichte und Köchli-Wyss die Immobilie besichtigte, gewährte die Büda ein Darlehen von 30 000 Franken. Der Jahreszinssatz wurde bei 1,5 Prozent festgesetzt.