Manchmal bitten Frauen darum, für sie zu beten. Zürrer Ritter sammelt die Anliegen und gibt sie anonym einer Gebetsgruppe der Freikirche weiter: die kranke Mutter in der Heimat, der drohende Gerichtsentscheid, der verlorene Pass.
Neben der Gassenarbeit gehören auch Mittagstische für Bedürftige zu den festen Angeboten der Heilsarmee in der Schweiz. Einer davon ist der im Hope House – er ist gross, zentral gelegen und wird stark frequentiert. An diesem Mittwoch zieht schon um 10 Uhr der Duft von Kürbis, Muskat und Pouletgeschnetzeltem durch den Saal im Erdgeschoss.
Zweimal die Woche serviert die Heilsarmee im Imbiss Hope rund 80 bis 100 Gästen eine warme Mahlzeit und gibt Lebensmittel ab, Brot, Milch, Pasta, Äpfel. Möglich machen das Hilfsangebot die über 30 Freiwilligen und Partnerorganisationen wie das Chrischtehüsli, Netz4 und die Schweizer Tafel.
Bis zu 40 Nationalitäten am Tisch
Kurz vor zwölf ist alles bereit. Vor der Tür hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Alfredo, der Allrounder, prüft ein letztes Mal die Tische. Bevor die Gäste kommen, zeigt die Leiterin des Mittagstisches und Offizierin der Heilsarmee, Dora Kunz, einem neuen Helfer, wie man das Besteck richtig legt: «Bei den Gängen isst man immer von aussen nach innen, Messer rechts, Gabel links.» Eine kleine Geste, die viel verrät: Auch wer wenig hat, soll hier mit Würde essen.
Um Punkt zwölf öffnet Alfredo die Tür. Männer und Frauen mit Plastiktüten, Rentner, Menschen ohne Wohnung stürmen hinein. Bis zu vierzig Nationalitäten sind es.
An einem kleinen Pult beim Eingang sitzt Werner, pensionierter Freiwilliger und ehemaliger Marketingleiter. Er nimmt den Unkostenbeitrag von drei Franken entgegen. «Na, Hans, alles gut?» – «Heute Kürbissuppe, gell?» Wer kein Geld hat, darf trotzdem hinein. «Das Leben ist teuer genug», sagt er und drückt ein Auge zu. Menschen etwas Gutes tun, denen es schlechter geht, das sei seine Motivation.