Meinung 29. April 2016, von Felix Reich

Keine Bekehrung durch die Hintertür

Kommentar

Eine Mission zu haben, gehört zum Wesen einer Kirche. Doch muss sie unterscheiden zwischen Hilfe und Verkündigung.

Fragen. Auch die Freikirchen haben also die Flüchtlinge entdeckt. Und zwar nicht nur die verfolgten Christen. Die Freikirchen helfen jetzt Flüchtlingen unabhängig von ihrer Religion. Doch wollen sie den Flücht­lingen wirklich das Ankommen erleichtern? Geht es nicht vielmehr darum, Muslime zu bekehren? «UnserZiel ist, Menschen für ein Leben mit Jesus Christus zu begeistern», sagt die Freikirche ICF über sich selbst. Hat der Missionsdrang im Deutsch­unterricht tatsächlich Pause?

Transparenz. Zuerst gibt es wahrlich Schlimmeres, als Menschen für Jesus begeistern zu wollen. Aber subtilen Druck und das Fördern von Abhängigkeiten gilt es unbedingt zu vermeiden. Flüchtlinge müssen wissen, dass sie sich in einer Freikirchebefinden. Und sie dürfen keine Nachteile erfahren, wenn sie deren Ideologie nicht teilen. Hilfe und Verkün­digung gehören getrennt. Dass auch Freikirchen dazu fähig sind, zeigt die Heilsarmee, die im Auftrag desKantons Bern Asylzentren betreibt.

Begegnung.Im besten Fall bauen Begegnungen zwischen freikirchlichen Christen und muslimischen Flüchtlingen Vorurteile auf beiden Seiten ab. Vielleicht wählen Muslime das Umfeld ja ganz bewusst, weil da verstanden wird, dass Religion nicht einfach ein diffuses Gefühl, sondern Lebensmittelpunkt sein kann.