Es war ein Tag, an dem Frieda Göttin ihr ganzes Leben lang zu nagen hatte. Abschied von den Eltern – vielleicht für immer. Frieda war ein Missionskind und wie für alle, die sechs Jahre alt waren, diktierte die Basler Mission die Trennung der Eltern von ihren Kindern. Der Missionsauftrag ging über alles.
Wer die Arbeit im Weinberg des Herrn in Übersee auf sich nahm, der musste alle Sentimentalitäten abschütteln. Beim Abschied im Kinderhaus auf dem Missionsareal hätten sich die Eltern nicht einmal umgedreht, erinnerte sich die heute Verstorbene vor vielen Jahren. «Die Frömmigkeit, die die Eltern hatten! Da habe ich gedacht, die müssen doch ganz anders handeln. die müssen uns doch lieb haben mit dieser Frömmigkeit. Kleine Kinder können nicht verstehen, warum es etwas Wichtigeres gibt als ihre eigenen Kinder», sagte sie im Gespräch mit der Journalistin Maya Brändli in einer Sendung auf SRF2.
Modell der christlichen Familie nach Übersee tragen
Bereits 1853 schreiben die Instruktionen der Basler Mission diese die Familien zerrüttende Botschaft vor. Streng waren auch die Vorschriften für die Missionare. Das Modell der christlichen Familie mitsamt des Nachwuchs sollten sie nach Übersee tragen. Aber erst nach einer zweijährigen Bewährungszeit durften sie sich mit einer von Gottes Hand und dem Basler Komitee zugeführten Missionsbraut vermählen. Die Braut selbst war zuvor ihrem Bräutigam nie begegnet, kannte ihn nur von Briefen her.