Kann man schöner sterben? Winzer Ulrich Schluckschnabel lag am Fusse der Treppe seines Weinkellers. Hier unten hatte er die schönsten Stunden seines Lebens verbracht, inmitten der Fässer, in denen sein preisgekrönter Schlipfer heranreifte. Lohn vieler Stunden harter Arbeit im Weinberg, in dem er die Reben hegte und pflegte. Hier, wo er mit Freunden in gemütlicher Runde Augenblicke grösster Zufriedenheit erlebt hatte.
Davon zeugte im Moment wenig. Schluckschnabel hatte ausgeschlipft, lag sein Kopf doch in einer Blutlache, dessen Rubinrot ihn als Weinexperte entzückt und von einem guten Jahrgang gezeugt hätte. Schluckschnabel hatte Jahrgang 1956. Im Weinjargon ausgedrückt noch etwas zu jung für den Weinolymp.
Kommissar Kurt Richling stand neben der Leiche, bückte sich etwas angewidert zur Blutlache. «Da hatte ich doch den richtigen Riecher.» Seine Nase sagte ihm unmissverständlich, dass die Blutlache nach Wein roch. Da musste sich ein weisser Schlipfer zum Rotwein gemausert haben. Bestimmt nicht durch ein biblisches Wunder, auch wenn Richling wusste, dass Schluckschnabel kirchlich aktiv war.
Damit war die Frage, ob der Winzer auf der Treppe ausgeschlipft und in den Tod gestürzt war, auch schon beantwortet. Wenig später erfuhr der Kommissar von der Gerichtsmedizin, dass sich in der Wunde feinste Glassplitter befunden haben. Am Tatort war aber weder ein kaputtes Weinglas, noch eine zerbrochene Weinflasche aufgefunden worden. Von der Tatwaffe fehlte jede Spur.