Bibelthriller und Jesus in Jugendsprache

Reformation

2000 Jugendliche feierten am 2. November das Jugendfestival Yay in Zürich. «reformiert.» publiziert die Bergpredigt in Jugendsprache, die dort entstanden ist.

Etwas angestrengt hören Jessica, Sara und Lea den Erklärungen des Theologiestudenten zu. Der erläutert im Workshop «Bibel Thriller» in der theologischen Fakultät das gleichnamige Gruppenspiel, das die Konfirmandinnen aus Regensdorf mit weiteren 15 Teilnehmenden spielen werden. Ähnlich wie beim beliebten Rollenspiel «Werwolf» kämpfen Dorfbewohner gegen Verräter. Nur heissen die Figuren nicht Amor, Hexe oder Seherin sondern Maria, Adam und Jesus.

Basteln und Klimafakten

Im Zentrum H50 am Hirschengraben verzieren Gemma und Stella aus Thalwil derweil Gabeln mit Modelliermasse. Ihr Workshop: «Besteck Upcyling». Für das Festival hat die Landeskirche verschiedenen Jugendorganisationen Infrastruktur und Material für Workshops, Aktionen und Stände zur Verfügung gestellt. Gemma und Stella sind zehn Jahre alt, sie sind mit der Jugendarbeiterin der Kirchgemeinde da. Begeistert erzählen sie vom Klimastreik-Workshop, den sie zuvor besucht haben. «Der Co₂-Ausstoss der Schweiz ist zu hoch», sagt Gemma. Jeden Tag Fleisch zu essen, sei darum übertrieben. Stella sorgt sich ums Tierwohl: «Wir hätten es auch nicht gerne, wenn Kannibalen uns aufessen würden.»

Am Mittag ist der Markt auf dem Zwingliplatz voll. Jugendliche bräteln mit asiatischen Touristinnen Schlangenbrot. Vor dem Fallbalken des Cevi, wo man einen Gegner auf eine Matte runterfallen lassen kann, hat sich eine lange Schlange gebildet. Auf der Bühne spielt die Band «Fjällä» aus der Enge und Wollis­hofen. Auf der St. Peterhofstatt dagegen ist die Atmosphäre ruhiger. Hier gibt es selbstgemachte Chips und Kürbissuppe. Wer kein Gefäss mitgebracht hat, kauft oder mietet einen Festivalbecher. «Zero Waste», also Null Müll, heisst hier das Gebot der Stunde. 

Bibel und Bomben

Projektleiter Jens van Harten fährt auf dem Velo vorbei; er pendelt ständig zwischen den Standorten. Das Festival solle zugleich «Einheit und Vielfalt der Reformierten» zeigen, sagt er. Eine Worship-Party gibt es darum ebenso wie ein Konzert des Jugendchors Enge.

Gut besucht ist das «Theo Tattoo Studio». Hier kann man sich griechische oder hebräische Wörter aus der Bibel auf den Körper malen lassen. Derweil brütet in der theologischen Fakultät eine Konfirmationsklassen aus Winterthur-Seen über der Bergpredigt, die in Jugendsprache übersetzt werden soll. Bei Sandro, Leandro und Dominic spricht Jesus so: «Ich säg eu: Schlönd nid zrugg. Wänn eu öpper e Bombe git, de fraget nacheme Magebox.» (Matthäus 5,39). Leicht verlegen und kichernd sucht die Gruppe für einen anderen Vers nach einem möglichst schlimmen Schimpfwort.

Genuss und Freundschaft

Um 15.30 Uhr treffen sich Jessica, Sara und Lea mit ihrer Klasse wieder vor dem Grossmünster. Sie hätten den Tag genossen, sagen die drei Konfirmandinnen. Beim «Bibel Thriller» gewannen die Guten. Anschliessend liessen sich die Mädchen durch die Marktstände treiben. Bevor sie auf den Zug nach Regensdorf gehen, zeigen sie noch ihre Fussknöchel. Im Tattoo-Studio haben sie sich als Freundschaftszeichen Harry Potters Blitznarbe aufmalen lassen.

Die Bergpredigt in Jugendsprache findet sich hier.