Ein Projekt der Gesamtkirchensanierung von Trin sorgte für jahrelange Diskussionen: der Bau von Solarpanels auf dem Kirchendach («reformiert.» 10/22). «Die Bündner Denkmalpflege ist bis heute nicht davon zu überzeugen», sagt Jürg Scheidegger, Projektleiter und ehemaliger Kirchgemeindepräsident.
Ein Knackpunkt: die Entfernung der roten Ziegel und der Einbau der schwarzen Solarpanels auf dem Kirchendach. Die Bündner Denkmalpflege befand, ein schwarzes Dach verändere das Erscheinungsbild der Kirche und damit das Dorfbild. Tatsächlich gehört das Trinser Dorfbild laut dem Bundesinventar (ISOS) zu den schützenswerten Ortsbildern der Schweiz. Die politische Gemeinde folgte den Empfehlungen der Denkmalpflege und gab das Projekt zur Überarbeitung zurück.
Mängel behoben
Daraufhin wurde eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern der politischen und der Kirchgemeinde sowie dem Bauleiter gebildet. Scheidegger erläutert Vorteile für die Gemeinde: «Die Überproduktion des Stroms wird ins Netz von Flims Trin Electric gespeist. Damit steht mehr grüner Strom zur Verfügung.» Ein Kritikpunkt war auch das Blenden der Solarpanels, das durch die Sonnenreflexion entsteht. «Auch das haben wir berücksichtigt. Nun verwenden wir spezielle in Thun produzierte Module.»
Selbst die kantonale Fledermausschutz-Beauftragte lud Scheidegger ein. Denn: «Unter unserem Kirchendach lebt die Grosse Hufeisennase», berichtet er nicht ohne Stolz. Damit diese Fledermausart weiterhin im Dachstock leben kann, soll eine Wärmeglocke aufgehängt werden. Sie ist nötig, weil durch die Solarpanels nicht mehr genug Wärme in den Dachstock dringt.
Aufwendige Diskussion
Jetzt hat die politische Gemeinde eingelenkt. Für Maurus Caflisch, den Trinser Gemeindepräsidenten, ist das Solardach eine wichtige Innovation. Dass es so lange gedauert hat, lag daran, dass die politische Gemeinde nicht von Anfang an miteinbezogen wurde. Zeit brauchten auch die Diskussionen mit der Denkmalpflege: «Dieses Projekt wollten wir eigentlich als Beispiel für die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege lancieren, leider hat das nicht geklappt», so Caflisch.
Innovation unterstützen
Kurt Zaugg, Fachstellenleiter des Vereins Oeku Kirchen für die Umwelt, ist beeindruckt. «Trin setzt mit dem Projekt ein Zeichen für die ganze Schweiz.» Dass Solaranlagen an Kirchengebäuden an exponierter Stelle zukunftsfähig seien, sei in Deutschland schon längst erkannt. «Die Denkmalpflege sollte gute Lösungen unterstützen.» Mehr Beratung für Kirchgemeinden brauche es auch seitens der Landeskirchen.
Die Bündner Landeskirche hat neu eine Arbeitsgruppe eingesetzt und einen Fonds zu bilden begonnen, um Projekte zu unterstützen. Marcel Schädler von der landeskirchlichen Verwaltung absolviert den Lehrgang Kirchliches Umweltmanagement Grüner Güggel. Weitere Fördermassnahmen für die Kirchgemeinden präsentiert der Kirchenrat demnächst.