In der Schule, in der Familie, ja sogar am Stammtisch spreche man davon. Er muss es wissen, denn er begleitet schon seit 32 Jahren Trauerfamilien, bahrt Tote auf, schmückt Särge und verkauft personalisierte Urnen. Er bewahrt die Fassung, wo andere sie verlieren, und erledigt alle Formalitäten für Angehörige.
Im Kanton Solothurn herrscht freie Marktwirtschaft bei der Bestattung. Somit läuft alles um die Beerdigung über private Bestattungsunternehmen. Anders ist es laut Meyer in Zürich und in den meisten Kantonen östlich davon. Dort liegt die Verantwortung in den Händen der Gemeinden.
Individueller Service. Die Konkurrenzsituation wie in Solothurn bringt eine vielfältigere Bestattungskultur mit sich. Die Angehörigen können den Bestatter ihrer Wahl in Anspruch nehmen. Sie erhalten einen individuellen Service, der um die 3000 Franken kostet. Dazu kommen die üblichen Kosten für Kremation, Grabstein, Todesanzeigen, die es auch in den anderen Kantonen zu begleichen gilt.
Meyer und sein Team haben das Beste aus der Situation in Solothurn gemacht. Sie sind in der Region und weit darüber hinaus bekannt. Ihr im vergangen Sommer neu eröffnetes Bestattungshaus erhielt den «Funeral Award», eine internationale Auszeichnung, in der Kategorie Bestattungskultur/Dienstleistung/Ideen.
Die Trauerfamilie steht im Zentrum. Der moderne Bau mit religionsneutralem Abschiedsraum, zwei Aufbahrungsräumen und einem Raum mit Särgen, Urnen und Dekorations-Material sind das Zentrum ihrer Tätigkeiten. «Für uns steht ganz klar die Trauerfamilie im Zentrum», sagt Meyer und man glaubt es ihm. Er nimmt sich Zeit für die Menschen, die zu ihm kommen und versucht ihre Wünsche zu erfüllen - sofern sie im Rahmen des Pietätvollen sind.
Der vielleicht aussergewöhnlichste Wunsch, den er erfüllt hat, war eine Trauerzeremonie auf dem Fussballplatz. «Dass Menschen mit dem Tod unterschiedlich umgehen, entspricht dem Zeitgeist. Als Bestatter sind wir gefordert, Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen Halt und Orientierung zu geben.»
Konfessionsfrei. Das Familienunternehmen geht bewusst mit der Zeit und hat seit seinen Anfängen vor 63 Jahren Pionierarbeit geleistet. Zum Beispiel als Ruedi Messer, der ehemalige Patron des Unternehmens, die Schweizerische Fachprüfung im Bereich Bestattung 1988 ins Leben gerufen hat.
Rund 25 Prozent der Begräbnisse, die durch «Messer Begleitung & Bestattung» organisiert werden, sind konfessionsfrei. Viele, auch dort, wo der/die Verstorbene Mitglied der Kirche war, nehmen die Dienste des freien Redners Thomas Giuliani in Anspruch.
Dieser habe eine regelrechte Fangemeinde, so Meyer. Er sei ein «Naturtalent», der mit Worten aus den Biografien der Menschen einen Film kreiere. Auch hier steht der Mensch ganz im Mittelpunkt.
Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft noch mehr nach individuellen Bestattungsformen gefragt wird. Auch die Feiern im engsten Familienkreis dürften zunehmen. Etwas, was Meyer nicht nur gut findet. «Wir weisen die Familien darauf hin, welche Nachteile nicht-öffentliche Trauerfeier haben können.»
Was sagt der Pfarrer? «Messer Begleitung & Bestattung» möchte keine Konkurrenz für die Kirche sein, sondern eine Alternative. Aber wie erlebt das die Kirche vor Ort? Fühlt sie sich unter Druck gesetzt durch das Bestattungsunternehmen?
Der Solothurner Pfarrer Koen De Bruycker verneint. Klar gebe es auch kritische Stimmen innerhalb der Kirche, aber das sei die Minderheit. Für De Bruycker geht es grundsätzlich darum, wie die Kirche auf die Megatrends der Gesellschaft reagiert.
So gesehen könne man die Dienste der Bestattungsfirma als Ergänzung und in einigem auch als Vorbild ansehen. «Messer setzt, was die Bestattungskultur angeht, einen sehr hohen Standard für uns alle.»
De Bruyker hat bei der Eröffnung des Bestattungshauses eine Rede gehalten. Die Zusammenarbeit ist gewünscht und sie gelingt. Meyer, der selber römisch-katholisch ist, liegt viel daran. «Wir sitzen alle im gleichen Boot. Ich sehe uns als ein grosses Team.»