Ist die reformierte Landeskirche eine inklusive Kirche?
Michel Müller: Sie ist auf dem Weg dazu. Inklusion ist ein sehr weiter Begriff. Die Aktionstage fokussieren auf die Behinderung. In diesem Bereich sind wir seit vielen Jahren gut unterwegs. Auch in der Flüchtlingsarbeit, der Integration von Migrantinnen und Migranten engagiert sich die Kirche stark. Bei der Vielsprachigkeit hapert es vielleicht etwas. Eine speziell diverse Kirche sind wir Reformierten nicht.
Wohin soll der Inklusionsweg der Kirche denn in Zukunft führen?
Lange schien es zu genügen, Menschen, die erschwerten Zugang zu kirchlichen Angeboten haben, zu unterstützen. Inklusion will aber viel mehr. Es geht um ein gegenseitiges Lernen. Die Behinderung des einen kann zu einer Bereicherung für die andere werden.
Was bedeutet das konkret?
Wenn zum Beispiel jemand aus einer Konfirmationsklasse im Rollstuhl sitzt und dann die Kolleginnen und Kollegen auch einmal einen Parcours im Rollstuhl absolvieren, erkennen sie, wie stark der vermeintlich Schwache eigentlich ist. Unsere Alltagswelt orientiert sich am Mainstream und ist für die Mehrheit bequem eingerichtet.
Wo hat die Kirche noch Baustellen?
Wichtig ist zuerst einmal, dass wir immer wieder unsere eigene Komfortzone verlassen und die Perspektiven wechseln, indem wir die Rollen tauschen. In der Frage nach den Baustellen ist ein wacher Blick nötig: In welchen Bereichen Hindernisse beseitigt werden müssen, finden wir am besten im Gespräch mit Betroffenen heraus.