Recherche 14. Oktober 2022, von Nadja Ehrbar

Imagekampagne der Kirche kommt an

Werbekampagne

Die Kirchgemeinde Männedorf tat, was Kirchen selten tun: Sie warb auf Plakaten und wies auf ihren Einsatz für die Gesellschaft hin.

Die Kirchen tun Gutes, doch sie sprechen kaum darüber. Oder zumindest nicht so, dass sie die Aufmerksamkeit jener erregen, die sich kaum für die Institution interessieren: So sieht das Achim Kuhn. Er ist Pfarrer in Männedorf. 

Deswegen trat die Kirchgemeinde «aus ihrer reformierten Bescheidenheit heraus» und lancierte eine Plakataktion. «Wir wollten zeigen, was die Kirche hier im Ort Gutes tut und auch, was sie für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für die Vermittlung von Werten und Traditionen leistet», sagt Kuhn. Fünf verschiedene Sujets haben der Pfarrer und die Mitglieder der Kommunikationskommission drucken lassen und diese an mehreren Orten in der Gemeinde platziert. 

Die Kirchgemeinde trat aus ihrer reformierten Bescheidenheit heraus.
Achim Kuhn, reformierter Pfarrer Männedorf

Auch eine persönlich adressierte Karte wurde an alle reformierten Haushalte verschickt. Dank eines QR-Codes gelangt die Betrachterin auf die Website der Kirchgemeinde, wo deren Angebote nach Sujets geordnet aufgelistet sind.  

Die Plakate sollten auffallen, sie sind deshalb bunt gestaltet und enthalten in grossen Lettern Stichworte, die mal gegensätzlich, mal provokant sind: «gemeinsam – einsam» oder «wertlos – wertvoll». Darunter führt die Kirche in wenigen Sätzen aus, was sie etwa in der Jugendarbeit leistet. Oder sie informiert darüber, dass sich 200 Freiwillige in der Kirchgemeinde engagieren. 

Kuhn gefällt das Plakat mit dem Begriffspaar «wertlos – wertvoll» besonders gut. Weil da ausserdem steht, dass die Kirche Orientierung und sinnvolle Werte für ein gutes Leben bietet. «Die Orientierungsfähigkeit in unserer Gesellschaft ist geschrumpft», sagt Kuhn. Aber nur wer Orientierung habe, sei fähig zum Handeln. «Und gutes Handeln haben wir dringend nötig.» 

Für die dafür notwendige Orientierung biete die Kirche Hand. Etwa mittels kirchlichen Unterrichts und Kasualien, in der Seelsorge oder in den Gottesdiensten.

Ein Lob von der Politik

Die Kampagne kommt insgesamt gut an. Das zeigen die mehrheitlich positiven Reaktionen, welche die Kirchgemeinde bisher erhalten hat. Sie sei kreativ, stark, cool. «Eine tolle Idee», findet etwa ein 35-jähriger Banker. Und ein Student meldete zurück: «Echt sehr gelungen!» 

Männedorfs Gemeindepräsident Wolfgang Annighöfer, der zwar reformiert, aber in der Kirchgemeinde nicht aktiv engagiert ist, begrüsst es, dass die Kirche auf sich aufmerksam macht. «Sie hätte es aber noch auffälliger tun können», findet der Politiker. So seien ihm die Plakate nicht sogleich ins Auge gestochen. «An den zentralen Stellen haben sie gefehlt.» Damit meint Annighöfer etwa Orte wie die grossen Lebensmittelgeschäfte, die Kinderkrippen oder die Bahnhofsunterführung.

Kirchenferne ansprechen

Die Idee zur Kampagne entstand nach einem Workshop zum Thema «Lebenslang Mitglied bleiben», den die Landeskirche anbot. Die Werbung soll vor allem Kirchenferne ansprechen, die zwar eine Beziehung zur Kirche haben und Steuern bezahlen, aber wenig über deren Tätigkeit wissen. «Vielleicht animiert es sie, der Kirche treu zu bleiben oder sogar mehr Interesse zu zeigen, selbst wenn sie kaum in den Gottesdienst gehen», sagt Kuhn.  

Der Druck und die Arbeit des beauftragten Grafikers für die Kampagne haben rund 2000 Franken gekostet. Darin ist die Arbeit der involvierten Personen aus der Kirchgemeinde jedoch nicht enthalten. Ob dereinst ähnliche Werbeaktionen folgen werden, ist im Moment noch offen. 

Link zur Imagekampagne: www.ref-maennedorf.ch/wusstensiedass/