Bereits als Kind malte Friedrich Dürrenmatt. «Soll ich malen oder schreiben. Es drängt mich zu beidem», schrieb er in jungen Jahren seinem
Vater. Er entschied sich für den Beruf des Schriftstellers, malte aber weiterhin nebenher. Als er sich 1973 vom Theater abwendete, widmete er sich ganz bewusst der bildenden Kunst.
Seine Bilder seien keine Nebenarbeiten zum literarischen Werk, sondern «die gezeichneten und gemalten Schlachtfelder, auf denen sich meine schriftstellerischen Kämpfe, Abenteuer, Experimente und Nie-derlagen abspielen», schrieb Dürrenmatt in «Persönliche Anmerkungen zu meinen Bildern und Zeichnungen».
Häufig malte er Schwarz in Schwarz mit Feder und Tusche, immer wieder aber auch mit kräftigen Gouache-Farben. Neben Karikaturen, Lithografien, Porträts und Wandmalereien hinterliess Dürrenmatt auch Illustrationen, die immer wieder im Dialog mit seinem literarischen Werk stehen. Viele seiner Bilder stellte er zu Lebzeiten weder aus, noch verkaufte er diese.
Kreuzigungen und Engel
Erst nach seinem Tod gelangten die Bilder mit der Eröffnung des Centre Dürrenmatt Neuchâtel im Jahr 2000 an die Öffentlichkeit. Das von Mario Botta erbaute Museum ist im Besitz von rund 1000 Einzelzeichnungen und verschiedenen Heften.
Dürrenmatts Bilder behandeln oft griechische Mythen, religiöse Motive und biblische Figuren: den Turmbau zu Babel, Apokalypsen, Engel, Päpste oder die Hochzeit zu Kana. Eine wichtige Federzeichnung aus dem Jahr 1939 zeigt Christus am Kreuz. Dieses Motiv hat er später mehrmals aufgenommen. «Dazwischen liegt ein künstlerisches Leben, in dem die Auseinandersetzung mit der Religion eine Konstante bleibt», sagt Madeleine Betschart, Leiterin des Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN). «reformiert.» begleitete Madeleine Betschart durch die neue Dauerausstellung im CDN auf der Suche nach den religiösen Spuren in Dürrenmatts Bilderwerk.
