Während die Schweiz am 15. Mai darüber abstimmt, ob für die Entnahme von transplantierbaren menschlichen Organen eine neue gesetztliche Regelung in Kraft treten soll, kommt in den USA bereits eine ganz andere Praxis ins Gespräch: Geforscht wird an der sogenannten Xenotransplantation, bei der es darum geht, Organe, Gewebe oder Zellen über die Artgrenzen hinweg zu übertragen – etwa vom Schwein auf den Menschen.
Unlängst war auch in der Schweizer Presse von der weltweit ersten geglückten Xenotransplantation in den USA zu lesen. Der Patient, ein 57-jähriger Amerikaner, lebte eine Zeit lang mit einem Schweineherz. Nun ist er zwar verstorben, aber die Forschung an dieser Technologie geht weiter.
Bei Walter Sachs haben die Presseartikel Gedanken ausgelöst. Im Interview nimmt der in Zürich lebende evangelisch-reformierte Ingenieur aus christlicher und ethischer Sicht Stellung.
Das Ingenieurswesen ist für viele Menschen zum Synonym für das «technisch Machbare» geworden. Was geht Ihnen als Ingenieur durch den Kopf, wenn Sie Nachrichten wie jene von der ersten Xenotransplantation in den USA lesen?
Als Ingenieur bin ich fasziniert davon, dass solch ein komplexes Unterfangen geglückt ist, und bin interessiert an sämtlichen Details, die zum Gelingen beigetragen haben.
Und als Christ?
Als Christ und jemand, der sich privat wie beruflich für Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzt, bin ich erschrocken. Wir Menschen wissen noch viel zu wenig darüber, wie die Natur funktioniert, als dass wir die Konsequenzen solch einer Operation, die ja irgendwann «Routine» werden wird, abschätzen könnten. Es gibt aus der Vergangenheit zahllose Beispiele dafür, dass wir Ingenieure die langfristigen Folgen unserer Ideen, Erfindungen und Produkte entweder gar nicht oder falsch eingeschätzt haben – vom allgegenwärtigen Mikroplastik über persistente chemische Stoffe bis hin zur Atomtechnologie und zum gentechnisch veränderten Mais. Die «Schädlinge», gegen welche die Gentechnik eigentlich schützen sollte, sind inzwischen immun gegen diese Veränderungen im Mais. Mit der Folge, dass dieser Mais heute sogar mehr Spritzmittel benötigt als konventioneller Mais.