Recherche 15. September 2015, von Felix Reich

Esther Straub schafft den Sprung in den Kirchenrat

Wahlen

Spannender geht es nicht: Katharina Kull und Esther Straub werden in den Zürcher Kirchenrat gewählt. Mit zwei Stimmen Vorsprung.

Gewählt hat die Synode acht Kirchenratsmitglieder: Bernhard Egg (109 Stimmen), Andrea Bianca (88), Thomas Plaz (86), Daniel Reuter (83), Katharina Kull, Esther Straub (beide 63) und Marlies Petrig (61) bei möglichen 120 Stimmen. Bereits zuvor war Michel Müller mit 86 als Kirchenratspräsident im Amt bestätigt worden. Damit schied die von einer Gruppe Synodaler portierte Kandidatin Marlies Petrig mit nur zwei Stimmen Rückstand als Überzählige aus.

Die Kandidatur der 1966 geborenen Marlies Petrig hatte Wilma Willi vorgestellt, die den Synodalverein präsidiert. Sie pries die Kandidatin insbesondere als Fachfrau im Gesundheitswesen mit Führungserfahrung. Als Fraktionspräsidentin verzichtete Willi auf eine Wahlempfehlung. Auch die Liberale Fraktion stellte sich offiziell auf keine Seite. Doch Petrig fand Unterstützung in allen Fraktionen. Ausser in der religiös-sozialen Fraktion: Gegen ihre offizielle Kandidatin, die Pfarrerin Esther Straub, richtete sich die Kandidatur. Am meisten Rückhalt hatte Petrig in der evangelisch-kirchlichen Fraktion.

Die 1970 geborene Esther Straub ist damit neue Kirchenrätin. Sie ist Pfarrerin in Schwamendingen und Vizedekanin der Stadt Zürich. Für die SP sitzt sie im Kantonsrat. Der prophetische Auftrag der Kirche, die Schwachen in Schutz und die Starken in Kritik zu nehmen, sei ihr «als überzeugte Religiös-Soziale ein Herzensanliegen», wie ihr Fraktionspräsident Matthias Reuter vor der Wahl sagte.

Die denkbar knappe Wahl von Katharina Kull, die von der liberalen Fraktion ins Rennen geschickt wurde, zeigte, dass die Taktik nicht aufgegangen ist, Petrig als Gegenkandidatin zu Straub zu positionieren. Auch liberale Synodale hatten sich für sie stark gemacht und gefährdeten so auch ihre eigene, eigentlich lange Zeit unbestrittene Kandidatur. Katharina Kull ist Betriebswissenschafterin, Gemeindepräsidentin von Zollikon und FDP-Kantonsrätin.

Ein versöhnliches Zeichen war am Ende eines zuweilen giftigen Wahlkampf, dass sich die ganze Synode erhob, als die unterlegende Kandidatin Marlies Petrig nochmals den Ratssaal betrat.