Frau» oder «Mann» das sind in der Schweiz die offiziellen Geschlechtsangaben. Es gibt jedoch Menschen, die sich nicht als nur weiblich oder männlich definieren. Das heisst dann nichtbinär, non-binary oder auch genderqueer. Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck und das biologische Geschlecht können variieren. Bei Freya ist das so. Sier fühlt sich weder ausschliesslich weiblich noch männlich. Freyas Partner hat kein Problem damit, dass Freya non-binär ist. Freya wählte sier Partnerschaften sowieso schon immer nach der Person und nicht nach dem biologischen Geschlecht.
Heute sei es weniger gefährlich, sich als queer zu outen, meint Freya. Jedoch längst nicht einfach. Das bestätigt auch Patrizia Sutter vom Programm «du-bist-du» der Fachstelle Sexuelle Gesundheit Zürich (SeGZ). Mit ihren Mitarbeitenden fördert sie durch Peer-Beratung, Wissensvermittlung und Workshops für Fachpersonen, die mit jungen Menschen arbeiten, die psychische und physische Gesundheit von jungen LGBT+-Menschen sowie von jungen Menschen, die sich ihrer sexuellen oder romantischen Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht sicher sind. «Die inklusive Sprache ist dabei ein Symbol, dass die Gesellschaft für genderqueere Menschen am Tisch Platz macht», sagt Sutter.
Freya Mayer arbeitet seit Sommer letzten Jahres im Treff. LGBT+, dem queeren Jugendzentrum in der Churer Altstadt. «Ich begleite junge Menschen beim Erwachsenwerden und auch in Krisen», sagt Freya. Als gelernte Fachperson Betreuung ist sier die Ansprechperson für queere Menschen bis 27 Jahre. «Für einige ist unser Treff inzwischen auch ihr Wohnzimmer.»
Freya Mayer selbst ist froh um den Treff, der explizit offen für alle und an den Samstagabenden sehr gut besucht ist. Doch trotz mehr Offenheit in der Gesellschaft queeren Menschen gegenüber machen Freya Diskriminierungen Sorgen. «Viele Jugendliche, die sich outen, machen noch heute Gewalterfahrungen.» Einen Nachholbedarf sieht Freya in der Aufklärung im Schulunterricht. Dort werden die Jugendlichen meist heteronormativ behandelt. «Bei der Sexualität hat man vielleicht einen Konsens darüber, wie es funktioniert, aber nicht darüber, was Identitäten betrifft.»