Recherche 25. August 2021, von Anouk Holthuizen

Weil Hygiene kein Luxusgut ist

Kooperation

Die Kirchgemeinde Baden plus, das Sozialwerk Hope und der Verein Netzwerk Asyl Aargau geben gemeinsam Hygieneartikel ab. 

Der Kanton Waadt brachte das Thema im Juni in die Medien: Im Rahmen eines Pilotprojekts werden an den Schulen gratis Tampons und Hygienebinden abgegeben. Dies, um das Thema zu enttabuisieren, aber auch, weil diese Produkte in vielen Haushalten stark ins Geld gehen. Tatsächlich werden sie nicht als «Güter des täglichen Bedarfs» mit einem Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent besteuert, sondern als «Luxusgüter» mit 7,7 Prozent.  

Für Pflegeprodukte budgetiert die Sozialhilfe monatlich 53 Franken. Damit müssen sämtliche Hygieneartikel und Medikamente wie auch Coiffeurbesuche bezahlt werden. «Das Sozialhilfegeld ist in der dritten Monatswoche oftmals ausgeschöpft», weiss Tamara Merlini, Sozialarbeiterin und Sozialdiakonin bei der reformierten Kirche Baden plus. «Hygieneartikel sind ein grosser Posten im Haushaltsbudget, vor allem Binden, Windeln, WC-Papier sowie Artikel der persönlichen Körperpflege.» Immer wieder hat die Kirchgemeinde mit Migros-Gutscheinen unterstützt, darunter besonders häufig Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und geflüchtete Personen. 

Finanzierung bis Ende Jahr

Die Kirchgemeinde lancierte deshalb gemeinsam mit dem christlichen Sozialwerk Hope sowie dem Verein Netzwerk Asyl Aargau das Projekt «Necessaire». Seit August werden im «Drehpunkt» in Baden für einen symbolischen Preis Hygieneartikel wie Zahnpasta, Duschgel, Damenhygieneartikel, Bodylotion, Rasierklingen und Kondome abgegeben. «Der Laden ist für alle offen, die mit wenig Geld den Alltag bestreiten müssen», sagt Projektleiterin Tamara Merlini, «auch Studenten und Lehrlinge.» 

Die Ware bekommen die Projektverantwortlichen zum Einstandspreis, die Kunden bezahlen im Necessaire nur einen symbolischen Rappenpreis für die verschiedenen Hygieneartikel. Die Anschubfinanzierung bis Ende Jahr leistete eine Badener Stiftung. Danach wird Necessaire auf weitere Unterstützungsgelder angewiesen sein.