Ein sonniger Nachmittag im Juni. Der Barockgarten vor dem historischen Pfarrhaus mit seinen Rosenstöcken und reich blühenden Sträuchern träumt vor sich hin. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist es angenehm kühl. Hier befinden sich die offiziellen Räume der Oberaargauer Kirchgemeinde Bleienbach: nebst dem Pfarrbüro ein grosser Raum für Sitzungen, Unterricht und Kirchenkaffee, dazu ein zweiter Sitzungsraum und eine Teeküche. Im Obergeschoss lebt Pfarrer Pius Bichsel mit seiner Frau.
Im Nebenamt hat er neuerdings eine weitere Funktion inne: Er ist, sozusagen, auch noch Teilzeitgalerist. Denn die weissen Wände im unteren Stockwerk des Pfarrhauses rufen geradezu nach einer Bebilderung. Statt Gemälde oder Fotografien aus privatem oder kirchgemeindlichem Bestand aufzuhängen, verfiel der Pfarrer auf die Idee, das Parterre regelmässig auch als Galerie zu nutzen, unter dem Titel «Kunst im Pfarrhaus». «Auf diese Weise bekommen bildende Künstlerinnen und Künstler eine Plattform – und die Wände jedes Jahr ein neues Gesicht», sagt er.
Fragen des Woher und Wohin
Unlängst hat, nach der erfolgreichen ersten, die zweite Ausstellung im Pfarrhaus begonnen. Der pensionierte Pfarrer Hans Lerch aus Jegenstorf zeigt Gemälde, auf denen sich abstrahierte Landschaften, geheimnisvolle menschliche Gestalten, Textbotschaften und Formen aus der Natur mit Symbolischem, Mystischem und Transzendentem verbinden. «Seine gestalterische Vorstellung konzentriert sich aus dem Moment der Intuition und entwickelt sich an den Fragen des Woher, Wozu und Wohin», heisst es im Begleittext zur Ausstellung.
Die ausgestellten Bilder hängen im Korridor sowie im grossen Mehrzweck- und im kleinen Sitzungsraum, insgesamt rund 30 an der Zahl. Die Kunst und die schlichte, gepflegte Ausstrahlung der Räume harmonieren bestens. Und passend ist auch das kirchliche Gebäude als Ort der Kunst – «denn Kunst und Kirche haben Berührungspunkte», hält Pius Bichsel fest. «Wie die Religion öffnet auch die Kunst eine Tür zum Geistigen, regt zum Denken an und kann zu spirituellem Erleben führen.»