Für manche ist es eine Horrorvorstellung: Weltweit gibt es mehr Muslime als Christen. Genau das ist die Prognose von Conrad Hackett, Chefdemograf des renommierten PEW-Instituts. Bis 2050 bilden noch die Christen die grösste Weltreligion. Mit 2,9 Milliarden Menschen liegen sie leicht vor den Muslimen mit 2,8 Milliarden. Zwanzig Jahre später überflügelt der Islam die Christenheit.
Hackett hat mit seinem Team die religiöse Landschaft global vermessen. Anhand von Geburten- und Sterberaten sowie Volkszählungen haben sie die Trends der nächsten Jahrzehnte prognostiziert. Es sind weder Jihad noch Mission, die diese Verschiebung hervorrufen. «Ganz klar sind die höheren Geburtenraten in muslimischen Gesellschaften der Haupttreiber», sagt Hackett, der vor kurzem im Zentrum für Religion und Politik an der Universität Luzern seine Thesen vorstellte. Derzeit liegt der weltweite Durchschnitt der Kinderzahl pro Frau bei 2,5 Kindern, bei den muslimischen Frauen hingegen bei 3,1 Kindern.
Religiöses Afrika. Ein aus europäischer Perspektive erstaunlicher Befund: Die Welt wird religiöser – dank Afrika. Dort wird das stärkste Bevölkerungswachstum verzeichnet. So sind 2050 von zehn Christen vier Afrikaner. In Europa, in dem 1910 zwei Drittel aller Christen zu Hause waren, gibt es die völlige Trendumkehr. Wegen schrumpfender Bevölkerungszahlen sowie dem Wachstum der Konfessionslosen werden 2050 nur noch 16 Prozent der globalen Christenheit auf dem alten Kontinent wohnen. Insgesamt bleibt aber die christliche Religionszugehörigkeit mit 65 Prozent in der Mehrheit.
In manchen europäischen Ländern wie Frankreich werden die religiös Nichtgebundenen die grösste Gruppe bilden. Neben Europa gibt es nur in Nordamerika, Japan oder Australien Wachstumsregionen für die Konfessionsfreien. Da insgesamt diese Gesellschaften schrumpfen oder nur kleinere Bevölkerungszuwächse verzeichnen, werden die religiös Ungebundenen abnehmen.
China als grosse Unbekannte. Natürlich räumt Hackett ein: «Kriege, Katastrophen, politische Umstürze und Migrationswellen können die demografische Entwicklung beeinflussen.» Und dann ist da noch China. «China ist spannend, aber hier lassen sich aufgrund der kaum belastbaren Statistiken kaum Prognosen machen», so Hackett.