Der Johannistag ist eng verbunden mit der Sommersonnenwende vom 21. Juni. Kelten und Germanen feierten die Kraft der Sonne, die dann ihren höchsten Stand erreicht. Im Zuge der Christianisierung Europas wurde das alte Naturfest mit dem Geburtstag Johannes' des Täufers verknüpft. Dieser war ein jüdischer Bussprediger, gilt als Wegbereiter Jesu und soll über diesen gesagt haben: «Jener muss wachsen, ich aber muss abnehmen.» (Johannes 3, 30) Zu dieser Aussage passt, dass das Sonnenlicht nach dem Geburtstag Jesu am 24. Dezember zunimmt und ab dem Johannistag vom 24. Juni wieder ab.
Das Johannisfeuer gilt als Symbol der Sonne und als Symbol für Christus. Seit dem 12. Jahrhundert entzündeten es Menschen in der Nacht vor dem Johannistag. In der reformierten Kirche gab es diesen Brauch bisher kaum. Nun greifen einzelne Kirchgemeinden ihn auf.
Die Nacht spüren. Zum Beispiel pilgern in der Nacht zum 21. Juni Menschen aus sechs Kirchgemeinden in einem Sternmarsch zum Kloster Kappel, wo ein grosses Feuer brennt. Für Elisa-Maria Jodl, die die Gruppe aus Affoltern am Albis anführt, steht dabei allerdings weniger das Feuer im Zentrum, sondern der Marsch durch die Nacht – ohne Lampen. Es gehe darum, die Nacht zu erfahren, sagt die Kontemplationslehrerin und reformierte Pfarrerin. «Ich lade die Teilnehmenden ein, sich vom Sehenmüssen mit den äusseren Augen zu lösen.» Die Erfahrung, dass man einen Weg durch die Nacht gehen kann, ohne viel zu sehen, könne einem im übertragenen Sinn auch in persönlichen Krisenzeiten helfen.
Auf die Kraft des Feuers setzt die Kirchgemeinde Killwangen-Spreitenbach AG. Sie lädt am 23. Juni erstmals zum «Johannistag für Gross und Chlii» mit Johannisfeuer und Brätle im Wald ein. Der Anlass sei Teil einer neuen Reihe zum Kirchenjahr, erklärt Pfarrerin Dominique Siegrist. Die Gemeinde habe alle Familien befragt, was sie sich von der Kirche wünschten. «Anlässe zum Kirchenjahr», habe der Tenor gelautet. «Das Johannisfest spricht mit dem Feuer alle Sinne an und eignet sich auch für Kinder», sagt die Pfarrerin.
Glühwürmchen bewundern. Im Kanton Zürich gibt es ausser in Kappel keine Johannisfeuer. Bei der Kreuzkirche in Zürich-Hottingen kann man nach einem Johanniskonzert immerhin die berühmten bei der Kirche ansässigen Glühwürmchen bewundern (s. Agenda S. 7). Diese werden wegen ihres besonders intensiven Leuchtens um den 24. Juni herum auch Johanniswürmchen genannt.