Lichtshow beschert Kirche Rekordzahlen

Kultur

Über 12’000 Personen haben das Lichtspektakel Genesis in der Berner Heiliggeistkirche gesehen. Die Gastgeberin «Offene Kirche Bern» sieht solche Events als Chance.

Lange Schlangen vor einer Kirchentüre sind in der Schweiz eher selten. Vor der Berner Heiliggeistkirche beim Bahnhof waren sie jedoch bis Ende Januar Abend für Abend zu sehen. Die Menschen standen allerdings nicht für Gottesdienste an oder zum Beten, sondern für das Lichtspektakel Genesis, das vom 6. bis 28. Januar mehrmals pro Abend gezeigt wurde.

Mehr als 12'000 Menschen haben sich ein Ticket für die 30-minütige Licht-Show gekauft, welche die Schöpfungsgeschichte im wahrsten Sinn des Wortes beleuchtete. Die letzten Tage seien komplett ausverkauft gewesen, heisst es bei der offenen Kirche Bern. «Die Veranstaltung war ein grosser Erfolg», sagt Antonio Albanello, Projektleiter bei der offenen Kirche.

Sie stecken hinter «Genesis»

Konzipiert und technisch umgesetzt wurde das Lichtspektakel Genesis vom Zürcher Künstlerkollektiv Projektil. «Wir hatten vor ungefähr fünf Jahren die Idee, eine immersive Lichtshow in einer Kirche zu zeigen», sagt Kreativdirektor Roman Beranek. Ein Event also, in das die Besucherinnen und Besucher eintauchen können.

«Projektil» bespiele am liebsten historische Gebäude, Fassaden und Mauern, um dort verborgene Geschichten und Geschichte zum Vorschein zu bringen. Einen kirchlichen Hintergrund hat das Künstlerkollektiv nicht. Das ehemalige Atelier war aber ganz in der Nähe der offenen Kirche St. Jakob in Zürich untergebracht. Die Verantwortlichen der Kirche hätten die Idee von Anfang an unterstützt, erzählt Beranek. Ausgearbeitet wurde «Genesis» dann gemeinsam.

Die Lichtshow wurde 2018 und 2019 in Zürich gezeigt und war auch in Luzern, Hamburg und München in Kirchenräumen zu sehen. «Bis jetzt hatten alle angefragten Kirchgemeinden Freude, dass wir ihr Haus mit unserer Arbeit illuminieren», sagt Beranek. Zum wirtschaftlichen Erfolg der Lichtshow möchte man sich beim Künstlerkollektiv nicht im Detail äussern.

Wer «Genesis» in Bern sehen wollte, buchte mit Vorteil eines der Zeitfenster im voraus. Das konnte man online erledigen. Vom kommerziellen Erfolg des Events profitierte die Kirche nur indirekt. Sie organisierte parallel zum Lichtspektakel Konzerte, für die eine Kollekte erhoben wurde. «Wir sind eine Non-Profit-Organisation und nicht auf kommerziellen Gewinn aus», sagt die Mediensprecherin der offenen Kirche, Susanne Grädel. Die Einnahmen aus den Tickets seien alle an Veranstalter Projektil geflossen. Das Künstlerkollektiv mietete die Heiliggeistkirche für die Show den ganzen Monat Januar.

Wir sind eine Non-Profit-Organisation und nicht auf kommerziellen Gewinn aus.
Susanne Grädel, offene Kirche Bern

Die Kollekte, welche die offene Kirche mit den Zusatzanlässen einnahm, hat sie gespendet. «Das Geld floss in ein gemeinnütziges Projekt in Afrika», sagt Susanne Grädel. Wie kommerziell und weltlich Veranstaltungen in einer Kirche sein dürfen, ist auch in der Heiliggeistkirche ein Thema. Das Team der offenen Kirche frage sich bei jedem Projekt, ob es ins kirchliche Umfeld passe. Ein wichtiger Punkt ist laut Grädel: «Begeistert der Anlass die Menschen und nimmt er ihnen die Hemmungen, über die Kirchenschwelle zu treten.» Im Fall von «Genesis» hat das offensichtlich funktioniert. Die Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern zum Anlass seien positiv gewesen, heisst es bei der offenen Kirche. Einzig das Online-Reservationssystem sei teilweise kritisiert worden.

Wie erfolgreich das Lichtspektakel war, zeigen andere Anlässe der offenen Kirche, die jeweils auch viele Besucherinnen und Besucher anziehen. Der musikalische Adventskalender brachte bei der letzten Ausgabe rund 3000 Menschen in die Heiliggeistkirche. Auch am Foodsave-Bankett auf dem Bahnhofplatz essen jeweils Tausende von Menschen. Besuchermässig zu den Top-Anlässen gehört auch die «international Xmas». Hier sei die Kirche bei der letzten Durchführung «übervoll» gewesen. An «Genesis» kam aber keiner der Anlässe heran. Es ist deshalb verständlich, dass bereits eine Fortsetzung geplant ist. «Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder in Bern zu Gast sein dürfen», sagt Roman Beranek vom Veranstalter Projektil.