Ausserordentliche Zeiten erfordern ausserordentliche Massnahmen. Wegen des Distanz-Gebotes hatten die Verantwortlichen des Evangelischen Grossen Rates (EGR) die Stadthalle von Chur in ein Parlament umgebaut. Anfang Juni trafen sich die Synodalen, um ihre Frühjahrssitzung abzuhalten.
Noch ist Geld da
Finanziell kann die Bündner Landeskirche ein ausserordentlich gutes Ergebnis bilanzieren. Die Jahresrechnung schloss im 2019 mit etwa 5800 Franken Gewinn ab. Die Vermögenswerte liegen bei sieben Millionen Franken und der Cash-flow, also die Liquidität aus den Vermögenserträgen, machte ein «Traumergebnis» möglich, so Eugen Caduff, Kirchenrat und zuständig für das Ressort Finanzen. Die Einnahmen aus Steuern, sprich die Kirchensteuerbeiträge, seien im Bündner Land noch hoch, nähmen aber tendenziell ab. Auch die Corona-Pandemie werde finanziell zu Buche schlagen und Rückstellungen werden angezapft werden müssen: «Wir stehen sehr gesund da, das wird aber nicht so bleiben», sagte Caduff. Auch Robert Heinz, Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK), rechnet in Zukunft mit finanziellen Einbussen. Daher wolle man eine Arbeitsgruppe einsetzen, die Lösungen sucht, um die mittel- und langfristigen Einbussen adäquat zu handhaben. Für Andreas Thöny war es die letzte EGR-Sitzung. Ratspräsident Franz Rüegg verabschiedete den Kirchenratspräsidenten und sagte, dass er eine Kirche vertreten habe, die da ist für die Menschen. Rüegg lobte Thönys «strukturiertes Denken, seine klare Argumentation, hervorragende Kenntnisse der Dossiers sowie seine Beziehungen und Vertrautheit mit dem Kanton». Andreas Thöny selbst gab den Synodalen und dem Rat mit an die Hand, dass «Kirche lebt, aber gefordert ist, weil Menschen heute viele Alternativen haben».
Mit Zuversicht und Gelassenheit
In seine Fussstapfen will Erika Cahenzli-Philipp treten. Die Grossrätin wurde mit 63 von 68 Stimmen in der Kirchenrat gewählt. Die ausgebildete Primarlehrerin und Kirchgemeindepräsidentin in Untervaz wird ihr Amt nach erfolgreicher Wahl zur Kirchenratspräsidentin im Herbst am 1. Januar 2021 antreten. «Die menschenfreundliche und sinnstiftende Botschaft der Kirche motiviert mich, das Amt auszuüben.» Die «Zuversicht und Gelassenheit, dassnicht alles in unserer Hand liege», und die Gleichstellung von Frauen und Männern nannte sie dabei als Überzeugung. Ausserdem wurde noch der Erlass des Gesetzes über die zukünftig 12 Kirchregionen einstimmig angenommen. Ab Januar 2021 werden diese in Kraft treten können. Wobei die jeweiligen Kirchgemeinden mit einer Bewilligung mehr Zeit haben, um sich zu organisieren. Unter dem Traktandum «aus dem Kirchenrat» informierte Miriam Neubert als Bündner Abgeordnete über die Vorkommnisse in der Anfang des Jahres neu aufgestellten Evangelische Kirche Schweiz (EKS). «Ein schwieriger Kurs, auf den das noch junge Schiff EKS geraten ist», sagte Neubert. Es sind «Governance-Regeln», also Abhängigkeitsverhältnisse, im Rat verletzt worden. Sieben Frauen haben sich an Neubert und drei andere EKS-Synodale gewandt. Neubert will die Krise dennoch als Chance sehen, sich als EKS neu auszurichten.