Welche Fragen wurden
sonst noch erörtert?
Eine weitere war eben die Eingangsfrage, wie die christliche
Theologie damit umgehen würde, wenn weiteres Leben entdeckt würde – was
übrigens schon vor Jahrhunderten ein Thema war. Oder bei den
Naturwissenschaftlern gab es teils heisse Diskussionen, ob man beispielsweise
Leben auf den Mars bringen dürfte.
Eine interessante
Umkehrung. Dürfen wir das?
Meines Erachtens, sofern es kein Leben bereits dort gibt: ja.
Aber wir sollten sehr vorsichtig sein. Trotzdem erachte ich es auch als Aufgabe
von uns Menschen, weitere mögliche Lebensorte zu erforschen und entdecken. In
rund vier Milliarden Jahre wird die Erde verglühen. Wo könnten wir dann sein?
Zu solchen Fragen habe ich an einer Ethik der planetaren Nachhaltigkeit
gearbeitet.
Und welche Einsichten haben Sie von diesen drei
Jahren mitgenommen?
Jede Menge! Eine
Erkenntnis, die ich vorher schon hatte, bestätigte sich: Zwischen der
Naturwissenschaft und der Theologie braucht es die Brücke der Philosophie, um
gut diskutieren zu können. Eine weitere war, dass die Naturwissenschaft selbst
keine Ethik hat. Aber es ist wichtig, dass auch Naturwissenschaftler ethische
Prinzipien beachten. Und schliesslich wurde mir überraschend klar, dass sie den
ethischen und auch religiösen Fragen ganz und gar nicht so prinzipiell
ablehnend gegenüberstehen, wie es in der öffentlichen Vorstellung oft angenommen
wird. In einer groben Einschätzung haben von den Naturwissenschaftlerinnen und
-wissenschaftlern ungefähr ein Drittel einen Konflikt mit solchen Fragen, ein
Drittel ist ihnen gegenüber positiv eingestellt und ein Drittel mehr oder
weniger meinungsoffen.
Warum denken wir denn meist,
Naturwissenschaftlerinnen und Theologen seien einander von Grund auf
spinnefeind?
Das könnte an den
extremen Gruppen liegen, die halt laut sind und so Gehör erhalten. Die sehr religiösen
einerseits und die völlig antireligiösen andererseits. Doch dazwischen gibt es
sehr viele nunaciert denkende Menschen, mehr, als es manchmal scheint.