Kann ein Film die Welt verändern?
Milo Rau: Wir haben diesen Film genau deshalb gemacht. Jeder Migrant, der mitspielt, hatte am Ende eine Niederlassungsadresse. Zudem bauten wir den Vertrieb für die fair produzierte Tomatensauce auf.
Dafür hätte es keinen Film gebraucht, Hilfswerke setzen sich doch auch für solche Dinge ein.
Die Kombination ist entscheidend. Kunst bewirkt eine bildpolitische Veränderung. Wir haben mit einem schwarzen Jesus gedreht, der auch Frauen beruft. Wer den Film gesehen hat, denkt bei Jesus nicht mehr automatisch an einen Weissen, bei den Aposteln nicht nur an Männer. Der Mensch passt seine Vorstellungen schnell an. Der nächste schwarze Präsident der USA wird keine Sensation mehr sein. Diese Anpassungsfähigkeit ist auch gefährlich, wenn Faschisten ständig Grenzen verschieben und wir uns erschreckend schnell daran gewöhnen.